Farbe und Name
Wenn man einen Camper selbst umbaut, muss er auch eine individuelle Farbe bekommen, finden wir. Und natürlich wollen wir unser „Baby“ nicht immer nur Bulli rufen. Also wie soll es heißen?
Farbe des Autos
Beim Kauf des Bullis hatte Frank sich noch gedacht, diesen lediglich mit einem Klarlack zu versehen, um die kleinen Dellen und
Roststellen zu konservieren. Dies schon allein wegen des Schriftzugs „Feuerwehr“ inkl. Ortswappen und Ortsname auf
dem Fahrzeug. Gemäß Internetrecherche ist es nämlich grundsätzlich erlaubt den Schriftzug auf einem privaten
Fahrzeug zu haben. „Polizei“ hingegen ist demnach unzulässig.
Leider bestand die Gemeinde des Verkäufers jedoch darauf, alle Schriftzüge zu entfernen. Der Verkäufer ist
daraufhin mit Heißluftgerät und Spachtel den Schriftzügen zu Leibe gerückt und hatte sie entfernt. Dabei
wurde bedauerlicherweise aber auch der Lack zum Teil beschädigt und Klebereste verblieben am Fahrzeug. Nur mit einem Klarlack
war nun nichts mehr zu machen. Einzige Lösung schien eine komplette Neulackierung. Dann konnte man aber auch gleich eine
andere Farbe aussuchen.
Da es nun einmal ein Bulli geworden ist, was lag näher, als eine Lackierung in klassischen Bulli-Farben. Im Internet findet
man hierzu alle erdenklichen Informationen und so waren schnell erste Farbwünsche gefunden. Eine Lackierung in einer
ursprünglichen Samba-Ausführung in Türkis und Weiß sollte es werden. Allerdings entsprachen die Farben nicht
ganz Franks Vorstellungen. Daher wurde etwas herumexperimentiert, bis er zufrieden war.
Das war bevor er Andrea kennenlernte.
Auch zusammen mit Andrea kam das Thema Farbe wieder auf den Tisch und irgendwie waren wir uns direkt einig. Unten sollte es ein
Türkis werden und oben ein dunkles Weiß oder helles Grau. Aber wie sollen die Farben nun exakt aussehen? Eine spannende
Frage, die uns in den nächsten Wochen arg beschäftigt hatte.
Wir hatten hierzu beide aber anscheinend ziemlich genaue Vorstellungen davon, denn witzigerweise stießen wir immer wieder
auf irgendeine Farbe, die uns gefiel, aber bei genauerer Betrachtung meinten wir immer wie aus einem Munde „zu
grün“, „zu blau“, „zu hell“ oder „zu dunkel“.
Und Farben findet man nun wirklich überall. Egal ob es ein Auto mit Lackierung oder Folierung ist oder ein Kleidungsstück
oder ein Werbeplakat. An Inspirationen mangelte es uns nicht. Nur irgendwie war unsere Wunschfarbe nicht dabei. Also waren wir
ständig auch im Baumarkt unterwegs und holten uns Farbkarten, suchten im Internet nach Farbmustern und schauten weiter in
unserer Umgebung nach der idealen Farbe.
Da es aber selten eine Kombination aus einem hellen Grau und einem Türkis gibt, nutzten wir daher zusätzlich den PC und
legten uns eigene Farbmuster an. So konnten wir bereits am Bildschirm die Wirkung der Kombinationen abschätzen. Leider mussten
wir jedoch feststellen, dass Farbmuster-Ausdrucke auf Papier wieder ganz anders wirkten als auf dem Bildschirm am PC. Ebenso sahen
Farbkarten aus dem Baumarkt anders aus als Ausdruck und Bildschirm.
Auch fand Andrea immer wieder Kleidungsstücke bei Kundinnen, die ihr ins Auge stachen. Daher lieben Dank an Frau P. K., M. B.
und G. K., die ihre Trainingskleidung fotografieren ließen, um Farbbeispiele zu haben. Aber auch hier wichen bereits Original
und Foto voneinander ab, sodass eine Beurteilung schwierig war.
Letztlich wurde „unsere“ Farbe wahrscheinlich dann ein Mischmasch aus dem ganzen Farbbrei, den wir bisher
zusammengetragen hatten.
Und dann war irgendwann die Farbe gefunden und uns kam das vor, wie ein Aha-Erlebnis. 😉
Nachdem wir „unsere“ Farben gefunden hatten, stießen wir zufällig auf ein älteres von Frank
bearbeitetes Foto des Bullis. Überrascht stellten wir fest, dass er beim Planen „seines“ Bullis (bevor wir uns
kennenlernten) bereits einen vergleichbaren Farbton verwendet hatte.
Auch das zeigte uns erneut, dass wir sehr ähnlich ticken.
Als es nun in Fürstenwalde darum ging, einen geeigneten Lackierer zu finden, stießen wir jedoch auf neue Schwierigkeiten,
was die Farbe angeht. Zwar wurde immer wieder betont, man könne gerne unsere Wunschfarbe mischen, das sei kein Problem, als wir
jedoch unsere Wunschfarbe vorlegten, war damit Schluss. Kein Lakierer wollte, oder vielleicht besser gesagt, konnte unsere
Wunschfarbe anmischen. Alle wollten eine vorgegebene Farbbezeichnung haben, z.B. aus dem RAL-Fächer oder ein bestimmter Lack
einer Automarke. Natürlich wollten wir wissen warum und merkten schnell, dass wir sehr blauäugig an unsere Farbsuche
herangegangen sind.
Das Farbsystem eines PC funktioniert völlig anders als die Farben in der Natur. Ein Bildschirm erzeugt selbst Licht und die
Farben entstehen daher durch Addition. Hierbei werden die Farben Rot, Grün und Blau (RBG) je nach Intensität gemischt,
um alle anderen Farben zu erzeugen. Demnach hat Schwarz die RGB-Werte 0, 0, 0 und Weiß die RGB-Werte 255, 255, 255. Unser
Türkis entspricht dann den Werten 8, 255, 245.
In der Natur hingegen ist das Sonnenlicht die entscheidene Lichtquelle. Sonnenlicht verfügt dabei über das komplette
Farbspektrum und ist daher weiß. Die Farben entstehen nun durch Absorbtion und somit durch Subtraktion. Reflektiert eine
Oberfläche alle Lichtwellen, ist diese weiß. Reflektiert sie hingegen nur den Rotanteil, so sieht sie auch rot aus.
Deshalb wird in der Welt des Farbdrucks auf die Farben Türkis (Cyan), Magenta und Gelb (Yellow) gesetzt. Für reines Schwarz
kommt noch Schwarz als „Key“ hinzu und wir erhalten das CMYK-Farbmodell. Nun kann man RGB-Werte in CMYK-Werte umrechnen,
allerdings finden diese Grundfarben im Bereich der Autolacke leider keine Anwendung. Wäre ja auch zu einfach.
Hier hat jeder Hersteller eigene Grundfarben und dazugehörige Mischungstabellen für all ihre Lackvarianten. Die Lackvarianten
wiederum werden in firmeneigenen Farbfächern aufgelistet. Wählt man daraus eine Farbe aus, kann der Hersteller dies aus
seinen Grundfarben exakt anmischen.
Da auch unser Lackierer einen bekannten Farbnamen oder eine definierte Farbnummer wollte, waren wir etwas überfragt. Bei
unserem Grauton wurden wir zum Glück schnell fündig. Der Farbton „Schattenweiß“ von RAL-Design
entspricht fast genau unserer Wunschfarbe. Beim Türkis hingegen wurde es schwieriger. Im Internet konnten zwar die RGB-Werte
verarbeitet werden und es wurden uns Farben vorgeschlagen, die dieser Farbe nahe kommen. Allerdings ging dies nur über das
RAL-Farbsystem. Und um ehrlich zu sein, keiner der Vorschläge sah auch nur annähernd unserer Farbe ähnlich.
Schließlich schwangen wir uns auf unsere Räder und fuhren zu einem weiteren Lackierer. Auch ihn konfrontierten wir mit
unserer Wunschfarbe und erhielten promt eine Abfuhr. Aber kundenorientiert wie man ist, zückte der Chef einen Farbfächer
und wir suchten uns erneut durch unzählige Farben. Zwar war unser Farbton nicht dabei, aber wir fanden eine Farbe, mit der wir
zufrieden waren. Die Farbnummer war schnell notiert und glücklich ging es Heim.
Per WhatsApp schickten wir die Daten an unseren Lackierer und dachten, jetzt ist alles klar. Weit gefehlt! Denn jeder Lackierer
nutzt die Farben von einem anderen Hersteller. Daher konnte unser Lackierer mit dem Farbton wieder nichts anfangen. Dafür
erhielten wir von ihm einen Farbfächer von seinem Hersteller und die Farbsuche begann von neuem. Auch hier kamen wir einfach
nicht auf einen Nenner. Keine Farbe sah wie unsere aus. Was nun? Wir brauchten endlich eine Farbe. Am Ende holten wir unsere
gedruckte Visitenkarte hervor. Wir hatten bereits bemerkt, dass auch hier die Farben nicht dem entsprechen was wir wollten. Aber
mit Hilfe der Visitenkarte fanden wir zumindest einen Farbton, der zu dieser passt. Nicht ganz happy mit der Wahl, gaben wir
kurzentschlossen die Farbnummer an unseren Lackierer weiter.
Endlich waren die Farben gefunden, in denen unser Genuss-Bus „Felía“ lackiert werden soll.
Fortsetzung folgt ...
Genuss-Bus Felía
Ja, auch unser Auto sollte einen Namen bekommen, denn irgendwie scheint das so üblich zu sein. Immer wieder hört man
Wohnmobilfahrer und Auto-Van-Umbauer ihr Fahrzeug liebevoll beim Namen nennen wie „Sepp“, „Jason“ oder
Klassiker wie „Dusty“, „Brummi“ oder von Automodellen bzw. -farben inspiriert „Samba“.
Wir geben zu, auch wir fanden es ganz nett, das Auto nicht einfach nur „Bulli“ zu nennen, denn einen
„Bulli“ hat ja jeder.
Da wir „unser Auto“ selbst gestalten wollten, musste deswegen ebenfalls ein eigener Name her.
Wir wollten unseren T4-Bus nicht nur „Genuss-Bus“ nennen.
Kurzerhand wurden Internetseiten mit Babynamen aufgerufen und durchforstet. Das war irgendwie lustig und skurril, denn wir
hätten nie gedacht, dass wir jemals nach Babynamen im Internet recherchieren würden. Waren wir dafür nicht schon
etwas zu alt? Aber uns fing es an, Spaß zu machen! Dabei kamen Überlegungen auf: Die Initialen von uns wären
schön, dachten wir.
Aber Namen mit A am Anfang und F am Ende führten zu solchen Ergebnissen, die seltsam anmuten und die wir nicht haben wollten
wie Alf (Erinnerte uns zu sehr an die gleichnamige Serie. Wir fahren doch nicht mit einer Außerirdischen Lebensform durch die
Gegend!) oder ein Österreicher, der es in die Geschichtsbücher schaffte.
Also drehten wir die Initialen um und fanden schwupps die wupps Felía! Unser Kind war geboren! Wir finden den Namen
niedlich und passend, besonders zu uns. 😉