Von Leipzig bis Pilsen

Endlich wieder unterwegs zu sein war gigantisch. Zu jederzeit entscheiden zu können, was man tun will, wo man hinfährt und wann man wieder dort weg will. Genau so hatten wir es uns vorgestellt. Okay, manchmal muss man die Entscheidung vom Wetter abhängig machen, aber das ist in Ordnung.
Da wir Mitte November wieder in Augsburg sein wollten wegen verschiedener Termine, suchten wir uns eine geeignete Strecke, auf der es auch was zu sehen gibt und die der Wettervorhersage am zuträglichsten war.

Leipzig nach Chemnitz

Altenburg

Nachdem uns Leipzig mit dem miesen Wetter vergrault hatte, fassten wir den Entschluss, einen Abstecher nach Pilsen zu machen, bevor wir Richtung Augsburg abbiegen. Auf der Route dorthin kann man verschiedene Orte anfahren. Wir suchten uns Chemnitz, oder wie es zu DDR-Zeiten hieß „Karl-Marx-Stadt“, heraus.
Auf dem Weg dorthin liegt das Örtchen Altenburg. Manch einer kennt Altenburg evtl. von der dort ansässigen ältesten Spielkartenfabrik Deutschlands. Bereits 1509 wurden in Altenburg Spielkarten hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Firmeneigentum durch die Sowjetunion beschlagnahmt und abtransportiert. Ebenso wurden alle Ausstellungsobjekte eines Spielkartenmuseums in die Sowjetunion verbracht und bis heute nicht herausgegeben. Die Produktion von Spielkarten wurde dennoch wieder aufgenommen. Nach der Wende wurde die Firma wiederholt veräußert, unter anderem an F.X. Schmid und Ravensburger. Heute gehört die Fabrik zu Cartamundi. Über die wechselvolle Geschichte der Kartenproduktion in Altenburg kann man sich heute im Spielkartenmuseum informieren.
Dieses befindet sich - Stand 2025 - im zweiten Highlight der Stadt, im Residenzschloss Altenburg. Die Burg wird bereits 976 erstmals erwähnt. Seither wurde die Anlage um- und ausgebaut. Im heutigen Museum können die herzoglichen Gemächer aus dem 17./18. Jahrhunder bewundert werden. Wenn man an einer Führung teilnimmt, bekommt man in der Schlosskirche eine Demonstration der weltberühmten Trost-Orgel zu hören. Die Trost-Orgel, nach seinem Erbauer Tobias Heinrich Gottfried Trost benannt, wurde von niemand geringerem als Johann Sebastian Bach abgenommen und hochgeschätzt. Nach einer umfangreichen Rekonstruktion, erklingt die Orgel heute wieder im Klang von damals. Ein beeindruckendes Erlebnis.

Wenn man schon mal in Altenburg ist und noch ein bisschen Kind ist, sollte man sich das Labyrinthehaus auf keinen Fall entgehen lassen. Hinter einer ehemaligen Fabrikfassade entstand ein mehrteiliger Irrgarten auf mehreren Ebenen. Drei der insgesamt vier Labyrinthe konnten wir meistern. Wir fanden nicht nur die Stanzen, sondern jeweils auch die Ausgänge bzw. Übergänge zum nächsten Level. Aber das vierte Level hat es in sich. Auch nach mehreren Versuchen gelang es uns nicht, den Ausgang zu finden. Also blieb uns nichts weiter übrig, als uns wieder durch alle anderen Level zurück zum Eingang zu kämpfen. Als Belohnung durften wir uns trotzdem noch am Halloween-Labyrinth versuchen. Mit Schwarzlicht und vielen lustigen Effekten ein überaus spaßiger Zeitvertreib.
Aber obacht, der Eintritt von 16 € pro Person kann nur bar entrichtet werden. Also unbedingt an genügend Bargeld denken (besonders bei Familien mit Kindern).

Nach so viel Action machte sich ein kleines Hungergefühl bemerkbar. Da kam es gerade Recht, dass wir uns noch die Altstadt etwas ansehen wollten. Auf dem riesigen Markplatz fanden wir ein kleines Eiscafé, welches auch mit einigen warmen Speisen warb. Wie nicht anders zu erwarten, war auch hier nur Barzahlung möglich (wir waren halt immer noch im Osten). Nachdem wir etwas Bargeld besorgt hatten, setzten wir uns und warfen einen Blick in die Karte. Überrascht stellten wir fest, dass die Preise gesalzen waren. Aber bei den ganzen Stellenangeboten die wir ständig sehen und dann einfache Umfrageleute oder Bäckereifachverkäufer bereits 15 bis 16 € die Stunde verdienen, ist es wohl nicht verwunderlich. Und da meckern immer alle, dass der Osten abgehängt wäre. Derartige Löhne und Preise kennen wir aus Augsburg nicht. Empört über die Preise verließen wir das Lokal wieder und wechselten in ein anderes. Hier waren die Preise tatsächlich etwas günstiger und die Kuchen und Gerichte waren frisch zubereitet. Gut, dass wir gewechselt haben.
Und bevor wir es vergessen, beide Lokale waren brechend voll. Offenbar geht es den Leuten finanziell gut, auch wenn sie es scheinbar selbst nicht mehr merken. Die Altstadt selbst kann sich mit vielen alten und renovierten Häusern sehen lassen. Ein Bummel durch die Straßen lohnt sich, finden wir.

Chemnitz

Für die Nacht fuhren wir zu einer netten Parkanlage am Stadtrand von Chemnitz. Auf dem etwas matschigen Parkplatz verbrachten wir eine entspannte Nacht. Am nächsten Morgen waren wir gerade beim Frühstück, als ein älteres Pärchen mit zwei Hunden auf ihrer Morgenrunden vorbeikamen. Offenbar im Scherz fragten sie, ob der Kaffee schon fertig sei, was wir verneinen mussten. Wir schlugen aber vor, Kaffee aufzusetzen und das Pärchen wollte am Ende der kleinen Runde noch einmal vorbeischauen. Leider warteten wir vergebens und das Kaffeewasser wurde wieder kalt. Schade, denn wenn es um eine Verabredung zum Kaffee geht, machen wir keine Scherze. Um das Wasser nicht zu verschwenden, gossen wir uns damit Tee in einer Thermoskanne auf.

Wie kann man eine Stadt besser kennenlernen, als wenn man in ihr zum Kieser geht? Kleiner Scherz, es gibt sicher bessere Methoden. Aber wir wollten mal wieder trainieren und duschen.
Der dortige Kieserbetrieb liegt zum Glück mitten in der Innenstadt am Rande des Marktplatzes. So hatten wir es nach dem Training nicht weit zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Ensemble aus der Jakobikirche sowie dem Alten und dem Neuen Rathaus ist schon beeindruckend. Nur um die Ecke liegen der Rote Turm und der monumentale Kopf von Karl Marx. Auf GoogleMaps hatten wir noch die Bunte Treppe gesehen und wollten auch diese besichtigen. Naja, es darf jeder selbst entscheiden, aber irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt.
Da wir damit alle Highlight gesehen hatten und es noch nicht einmal Mittagszeit war, lockte uns der verheißungsvolle Name der Schokoladenbar an. Hier gibt es einfach alles mit leckerer Schokolade. Und man kann auch noch aus mehreren Sorten auswählen. Wir ließen uns eine heiße Schokolade mit Marshmallows und einen Espresso mit Schokolade schmecken. Später gab es dann noch Gebäckstangen mit Schokosauce zum Dippen. Während wir diese Leckereien genossen, schrieben wir am 9. Blogbeitrag und veröffentlichten ihn schließlich. Außerdem planten wir die Route für die nächsten Tage.

Chemnitz nach Oberwiesenthal

Marienberg

Bei der Recherche entdeckte Andrea, dass das nahegelegene Marienberg Teil des UNESCO Welterbes ist. Es gibt im Erzgebirge zwar unzählige Welterbestätten wegen des Bergbaus, aber Marienberg lockte zusätzlich mit einem am Reißbrett entworfenen städtischen Grundriss.
Das Wetter am Morgen war alles andere als freundlich. So hatten wir großes Glück, einem starken Regenguss durch den Besuch der Marienkirche zu entgehen. Auf dem Weg zum Stadttor wurden wir erneut von einem Regenguss überrascht. Er ging aber schnell vorüber und machte einem blauen Himmel Platz.
Da wir, wie jeden Tag, sehr früh unterwegs waren, hatte das Museum sächsisch-böhmisches Erzgebirge noch nicht offen. Während wir im Genuss-Bus warteten, verdunkelte sich der Himmel erneut und überzog uns mit Sturmböen, Graupel und Regen. Das überaus liebevoll eingerichtete Museum entschädigte schließlich für das Mistwetter. Neben den üblichen Schauvitrinen wartet es mit mehreren Modellen zum Bergbau auf, die per Knopfdruck zum Leben erwachen.

Eine weitere Sehenswürdigkeit und Welterbestätte bei Marienberg ist das rekonstruierte Pferdegöpel in Lauta. Mit dem Göpel wurde das Erz gefördert, welches die Bergleute untertage herausgebrochen hatten. In dem kleinen angegliederten Museum wird einiges zur Bergbaugeschichte erläutert. Je nach Tageszeit gibt es Vorführungen des Göpels und Führungen in den Schacht.
Im Anschluss trieb uns der Hunger in das sehr liebevoll eingerichtete Doppelrestaurant „Oma's Kartoffelhaus“ und „Schnitzel Otto“.

Im Zusammenhang mit dem Welterbe Erzbergwerke wurde auch der „Grüne Graben“ erwähnt. Dieser zieht sich durch die nahegelegenen Wälder im Schwarzwassertal. Entlang dem Grünen Graben gibt es einen Wanderweg mit mehreren Schautafeln über dessen Geschichte und Funktion. Leider war aktuell (Stand 2025) der Weg wegen Baumfäll- und Bauarbeiten nicht vollständig begehbar. Aber zum Glück gibt es parallel einen Weg entlag des Schwarzwassers. Da der Rundweg nur ca. 8 km lang ist, entschlossen wir uns, diesen am Nachmittag noch in Angriff zu nehmen. Vom Parkplatz am Katzenstein ging es zunächst zum gleichnamigen Aussichtpunkt, bevor wir den Grünen Graben erreichten. Hier mussten wir leider schon abzweigen und ins Schwarzwassertal absteigen. Der herbstliche Steig war gesäumt von tiefem Moos und massenhaft Heidelbeersträuchern. An der Talsohle angelagt, wurden wir vom Rauschen des Schwarzwassers empfangen. Vorbei am Nonnenfelsen und der Teufelsmauer ging es immer am Bach entlang. An der Abzweigung zum Rückweg die Überraschung: Gesperrt! Was nun? Entweder den gleichen Weg zurücklaufen oder einen ziemlich großen Umweg in Kauf nehmen. Aber Abenteurer wie wir doch nicht. Für uns ging es trotzdem über die etwas morsche Brücke und dann den von den Fällarbeiten zerwühlten und matschigen Weg hinauf. Erst nach einigen hundert Metern wurde es etwas besser. Bis dahin sahen unsere Schuhe aus wie Sau. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir wieder den Parkplatz und fuhren noch bis Bärenstein zu einem Parkplatz für die Nacht.
Die Nachtruhe wurde aber zunächst etwas getrübt, da mehrere Feuerwehren dort plötzlich eine Übung abhielten. Danach war es eine ruhige und frostige Nacht.

Oberwiesenthal

Schon am Abend hatten wir einen tollen Blick auf den höchsten Berg der ehemaligen DDR werfen können. Aber das reichte uns natürlich nicht. Wir wollten hin und hinauf. Nach kurzer Fahrt stellten wir die Felía auf einem Parkplatz an der Talstation ab. Von dort beginnen verschiedene - leider nicht gut ausgeschilderte - Wanderwege zum Gipfel. Wir entschieden uns für eine Variante, die an einer Schutzhütte vorbeiführen sollte. Leider mussten wir auf dem Weg feststellen, dass es sich hierbei wohl um den „Steilaufstieg“ handelte. Dafür hatten wir allerdings einen schönen Weg an einem plätschernden Bachlauf entlang, der von zahlreichen Blaubeersträuchern gesäumt war. Vereinzelt entdeckten wir sogar noch ein paar Beeren, die wir vernaschen konnten.
Oben angelangt, bot sich uns ein schöner Ausblick ins Tal. Aber der steile und rutschige Weg nach oben verbrannte, da es morgens zudem noch recht kalt war, reichlich Kalorien. Daher wollten wir kalorienbewusst sein und uns bewusst von Kalorien ernähren. Wir fanden eine Berghütte bei der Bergstation, die allerdings noch nicht offen hatte. Auf unsere Frage, ob wir denn schon was bekommen könnten, meinte man zu uns: „ausnahmsweise“. So bekamen wir unser zweites Frühstück, bestehend aus frischem Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Heißgetränke. Da es noch nicht einmal 10 Uhr morgens war, verzichteten wir auf den angepriesenen Bombardino (heißer Eierlikör mit zusätzlichem Schuss).
Nach einer kleinen Runde über den Gipfel mit Blick in alle Richtungen, sollte es wieder ins Tal gehen. Aber wer die Wahl hat, hat die Qual. Zurück nach unten hätten wir mit dem Flying Fox (mit unseren Rucksäcken wäre das schwierig geworden), der Schwebebahn oder dem Sessellift gelangen können. Wir entschieden uns für den Sessellift. Leider machten wir beim Einstieg offenbar etwas falsch, denn wir konnten das Verdeck nicht öffnen und hatten somit nur bedingt freie Sicht ins Tal.
Als weitere Attraktionen gibt es die Sommerrodelbahn und den Alpine Coaster. Diese konnten wir bereits vom Sessellift aus begutachtend taxieren. Wir wollten es rasanter, da kam uns der Coaster gerade recht. Anders als bei einer Sommerrodelbahn sind hier die Wagen so auf den Schienen montiert, dass sie nicht herausspringen können. Somit können die Kurven ungebremst genommen werden und der Adrenalinspiegel schnellt in die Höhe.

Von Oberwiesenthal aus startet eine historische Dampfeisenbahn - die Fichtelbergbahn - nach Cranzahl. Dies schien uns ein lohnenswerter Ausflug. Doch bevor wir zum Bahnhof kamen, konnten wir noch den Zug über das Viadukt fahren sehen. Ein tolles Fotomotiv.
Da die Gesamtstrecke etwa 1 Stunde dauern sollte, buchten wir lediglich bis Hammerunterwiesenthal. Von dort führt ein Bahnerlebnispfad zurück nach Unterwiesenthal. Hier sollte es wohl Alpakas geben. Direkt am Ortseingang fanden wir ein Gehege mit mehreren flauschigen Exemplaren. Diese waren zwar ziemlich neugierig aber leider auch mistrauisch und ängstlich. Keines ließ sich von uns streicheln.
Dann ging es mit der Fichtelbergbahn wieder zum Startpunkt.

Schon am Morgen hatten wir bemerkt, dass unser Wasservorrat zur Neige geht, daher wollten wir diesen dringend auffüllen. Klingt einfach! Ist es aber nicht. In ganz Oberwiesenthal gibt es nur eine SB-Tankstelle ohne Trinkwasserhahn. Die Geschäfte hatten wegen Feiertag geschlossen. Was nun?
Wir wollten unser Glück in Tschechien probieren. Aber auch hier ist es alles andere als einfach. Erst an der dritten Tankstelle hatten wir Erfolg. Dafür befüllten wir jetzt gleich beide Kanister. Damit sollten wir wieder ein paar Tage hinkommen.
Unser Nachtquartier bezogen wir heute an ein paar Fischteichen am Rande eines winzigen Dorfes. Außer ein paar Anglern war hier niemand. Aber offenbar ist es ein super Angelspot. Die Fischer holten einen Fisch nach dem anderen heraus. Sogar ein knapp 70 cm langer Hecht war dabei.

Oberwiesenthal bis Marienbad

Franzensbad

Für diesen Tag hatten wir wieder mal ein UNESCO Weltkulturerbe auf unserem Programmpunkt. Wir steuerten Franzensbad an. Dies ist eine Stadt im Westböhmischen Bäderdreieck (mit Karlsbad und Marienbad), die zu den bedeutenden Kurstädten Europas gehört. Der Kurpark beinhaltet mehrere Quellen, die heilsame Wirkung versprechen. Die sehr schmuckvollen Kurhäuser und -hotels bieten Personen mit diversen körperlichen Erkrankungen und Beschwerden dazugehörige Anwendungen, Massagen und Verordnungen. Leider sind die Preise extem teuer und die Nächte kosten häufig mehr als 110 € für eine Nacht.
Die Heilwässer in den Brunnen besitzen entsprechend ihren Zusammensetzungen an Mineralien und Nährstoffen unterschiedliche Heilwirkungen, meist aber so, dass sie abführend wirken.

Cheb

Abseits der großen Parkanlage, den Kurhotels und Bädern hat Franzensbad leider wenig zu bieten. Daher zogen wir beizeiten weiter und legten einen Zwischenstopp in Cheb ein. Die schmucken Fassaden der Altstadt laden zum Schlendern ein und wirken bodenständiger als in Franzensbad.
Da wir mal wieder an den Beiträgen arbeiten wollten, waren wir auf der Suche nach einem Café mit WLAN und Stromanschluss. In einer kleinen Seitengasse wurden wir fündig. Gleich sechs kuschelige und verspielte Katzen luden zum Verweilen ein. Von der Deko bis zum Kaffeelöffel war einfach alles auf Katzen eingestellt.

Für den Abend haben wir uns einen Stellplatz an einem ehemaligen Golfplatz ausgesucht. Wie sich im Nachhinein herausstellte, landeten wir beim Schloss Königswart. Dies gehörte dem damaligen österreichischen Kanzler Fürst Klemens von Metternich. Heute beinhaltet es eines der ältesten Privatmuseen der Welt. Dies hat allerdings nur bis Ende Oktober auch am Wochenende geöffnet. Da es bereits November war, kamen wir leider zu spät. Aber es brannte noch Licht und das Tor zum Eingang war noch offen. Also dachten wir uns, wir werfen zumindest einen Blick in den Innenhof. Wir wurden von einem freundlichen Mann, der aus einem seitlichem Flügel des Gebäudes kam, angesprochen. Er erklärte uns, dass die Besuchszeit vorbei wäre, jetzt aber eine Filmvorführung im Rahmen des Snow Filmfests 2025 stattfinden würde zum Thema Wintersport. Der Eintritt dafür klang erschwinglich, sodass wir neugierig der bereits vor ein paar Minuten begonnen Vorstellung beiwohnten. Es handelte sich hierbei um mehrere kleinere Filmsequenzen von 15-50 Minuten, die über tschechische und weitere europäische Extremsportler bei Eis und Schnee berichten. Somit gab es einen Bericht über Radfahrer, die über einen Eissee in Norwegen fuhren, andere Extremsportler fuhren dagegen mit dem Rad den verschneiten Hang des Mera Peaks in Nepal hinunter. Ein weiterer Bericht handelte von Schlittenhunderennen, ein anderer Bericht über Eiskletterer. Sogar die Huberbuam berichteten mit einer Klettererfamilie über das Besteigen des Eternal Flames in Nepal. Interessant war auch eine Artistin, die ihre Trapezkünste an Tüchern vor der Eiskulisse eines gefrorenen Wasserfalls vollzog.
Es gab zwischen atemberaubenden Bildaufnahmen der Filme eine kurze Pause, um mit kleinen Häppchen und Getränken wieder Luft schnappen zu können. Wenn wir es mal nur im Kleinen schaffen würden, so tolles Bildmaterial zu erstellen, ob mit oder ohne Drohne, wären wir sicherlich schon glücklich. Wir waren völlig geflasht.
Irgendwann, es war mittlerweile schon nach 21 Uhr, verließen wir vorzeitig die Vorführung, da wir langsam müde wurden und auch noch nicht wirklich zu Abend gegessen hatten. Trotzdem freuten wir uns darüber, zufällig in diese Filmvorführung geschlittert zu sein, denn sie war unglaublich inspirierend für uns sowie kurzweilig und spannend. Aber wir hatten somit auch die Möglichkeit, doch noch ein bisschen was von den Innenräumen des Schlosses zu sehen.
Genau auf solche Begebenheiten hatten wir für unsere Reise gehofft: Dass wir per Zufall auf außergewöhnliche Erlebnisse stoßen und nicht nur die Highlights aus Reiseführern abklappern.

Marienbad

Vormittags schlenderten wir durch den Schlossgarten der fürstlichen Familie von Metternich. Wir konnten feststellen, dass leider mittlerweile der Park selbst als auch die Nebengebäude des Schlosses etwas heruntergekommen sind. Das fanden wir sehr schade, denn man hätte hieraus sicherlich eine tolles Ambiente herrichten können für Festivitäten, Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. Gedanklich überlegten wir schon, was wir damit machen würden, wenn wir so richtig viel Geld hätten… 😉
Nach diesem „Gedankenspaziergang“ fuhren wir weiter nach Marienbad, da wir mal wieder einen Bürotag einlegen wollten, um weiter an der Homepage zu arbeiten und um Versicherungsangelegenheiten zu klären. Da es eh verregnet sein sollte, bot sich dieses Vorhaben ganz gut an, sodass wir in einem kleinen Restaurant hängen blieben. Hier gab es sogar WiFi und Stromanschluss. Also bestellten wir uns Getränke und setzten uns an unsere Schreibgeräte.
Wir saßen hier eine ganze Weile, konnten leckere Speisen sowie Warm- und Kaltgetränke zu uns nehmen und bastelten ganz nebenbei an unserer weiteren Route, unserem Reisebericht und arbeiteten an den Dingen, die noch dringend nötig waren. So machte sich Frank z.B. an die Recherche nach der Standheizung fürs Auto und Andrea beantwortete die Anfrage der Versicherung.

Scheinbar wie im Fluge verging die Zeit. Als es am späten Nachmittag dann auch nicht mehr regnete, konnten wir uns schon mal einen Überblick über die Stadt Marienbad verschaffen. Wir schlenderten die dunkeler werdenden Gassen entlang, bewunderten die wunderschönen Bauten im Neoklassizismus und Jugendstil. Durch das warme gelbe Licht der Straßenlaternen oder da die Gebäude wie die Hauptkolonnade und die Kolonnade der Karolinenquelle schän angeleuchtet wurden, erstrahlte Marienbad in ganz besonderem Glanz.
Wir fanden, dass es uns hier sehr viel besser gefällt als in Franzensbad. Auch Karlsbad, was wir mal bei einer anderen Route bereits angeschaut hatten, erlebten wir als nicht so stimmig für eine Kuranlage. Dort schien der Tourismus überhand genommen zu haben, da anscheinend die berühmten Karlsbader Oblaten und der Becherovka zum Ruhm der Stadt stark beigetragen haben. Ansonsten fanden wir, dass das Hauptkurhaus schon etwas in die Jahre gekommen schien und irgendwie, fast schon heruntergekommen, wirkte. Zudem schien es etwas fehl am Platze zu sein, so inmitten der modernen Innenstadt.
Hier in Marienbad dagegen fühlte es sich echter und weniger touristisch, aber auch irgendwie passender und gemütlicher an. Wenn man eine berühmte Bäderstadt wirklich anschauen möchte, empfiehlt sich Marienbad.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren hier auch unter anderem Frédéric Chopin und Johann Wolfgang von Goethe und Anfang des 20. Jahrhunderts besuchten der König von Großbritannien Edward VII. und der österreichische Kaiser Franz Joseph I. Marienbad, was den Ruf des Kurortes förderte.

Jetzt waren wir schon ein paar Tage in Tschechien, also wollten wir auch endlich die böhmische Küche probieren. Neben zahlreichen hochpreisigen Restaurants fanden wir das Královská. Dieses im mittelalterlichen Stil dekorierte Lokal biete bodenständige böhmische Gerichta an und lockte uns neugierig hinein. Wir wurden nicht enttäuscht. Bei leckter Soljanka und Rehgulasch mit Knödeln ließen wir den Tag ausklingen.
Zum Schlafen ging es wieder hinaus zum Schloss Metternich.

Was sollen Besuche in den zum UNSECO zählenden Kurbädern, wenn man nie eines von innen gesehen hat? Wir hatten uns wegen der Bilder im Internet für das Römische Bad in Marienbad entschieden. Dieses darf man nach Voranmeldung auch als Nichthotelgast für 3 Stunden besuchen.
Den Vormittag verbrachten wir noch einmal mit einem großen Stadtbummel. Dieser führte uns auch mal weg von der touristischen Innenstadt. So kamen wir an einer schönen orthodoxen und einer kleinen anglikanischen Kirche vorbei. Zurück in der Innenstadt mussten wir natürlich auch einen Abstecher zu den verschiedenen Heilquellen von Marienbad machen. Hierzu wurde extra eine Art Pavillon neben den Kollonaden errichtet. Dort kann man mit der obligatorischen Schnabeltasse das Heilwasser zapfen und auf dessen heilende Wirkung hoffen. Schon beim Probieren musste Andrea feststellen, dass es wohl stimmen muss, denn welche Medizin schmeckt schon? Je nach Zusammensetzung schmeckte das Wasser extram mineralisch, salzig oder gar nach fauligen Eiern. Na dann, Prosit 😂.

Pünktlich um 14 Uhr durften wir dann die altehrwürdigen Hallen des Römischen Bades betreten. Bereits am Eingang mussten wir unsere Schuhe ausziehen und wurden mit Handtuch und Leinentuch für die Sauna ausgestattet. Da in den Innenräumen fotogafieren verboten ist, kann jeder selbst im Internet nach Fotos schauen. In traditionellem Ambiente konnten wir in mehreren Pools ausspannen und insgesamt 2 Saunen und ein Dampfbad nutzen. Auf zahlreichen Liegen kann man sich vom Saunagang erholen und nebenbei dank kostenlosem Tee und Wasser den Flüssigkeitsausgleich herstellen.
Nach 3 Stunden war aber Schluss - wie schade.

Marienbad bis Pilsen

Entspannt und hungrig machten wir uns auf den Weg in Richtung Pilsen. Unterwegs wollten wir gerne in ein nettes kleines Lokal zum Essen einkehren. Uns schien der Ort Stríbro besonders geeignet, da es hier offenbar mehrere Möglichkeiten gibt. Doch als wir dort um kurz nach 18 Uhr eintrafen, stellten wir verblüfft fest, dass die Bürgersteige schon hochgeklappt waren. Sämtliche Läden waren schon geschlossen und viele der Restaurants ebenso bzw. waren am Montag eh zu. Schließlich fanden wir doch noch eine urige Kneipe, in der noch Licht brannte. Zwar war es im Inneren recht hellhörig, aber irgendwie gemütlich. Andrea wollte nach einem Tisch für 2 Personen fragen (es waren bestimmt 10 freie Tische vorhanden) und hob hierfür 2 Finger. Die Dame an der Bar verstand direkt was wir wollten oder etwa nicht? Jedenfalls deutete sie auf einen Tisch in der Ecke. Wenig später kam dann das Bier. Oh, was nun? Wir fragten noch, ob wir was zu Essen bekommen könnten, was aber verneint wurde. Mist, jetzt saßen wir hier, frisch us der Sauna und hungrig und mussten uns notgedrungen 2 Bier schmecken lassen. Okay, es war überraschend gut, aber auf nüchternem Magen doch etwas viel. Einer zweiten Runden konnten wir gerade noch einmal entgehen. Die Situation war aber so urkomisch, dass wir daraus unbedingt eine Story machen mussten, welche auf unseren SocialMedia-Kanälen zu finden ist. Das mit der Völkerverständigung hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. Das müssen wir wohl noch etwas üben 😉.
Tja, immer noch hungrig und nun auch noch angeheitert blieb uns nur noch ein Vietnamese übrig. Wir hatten uns zwar auf böhmische Küche gefreut, aber Reis und Nudeln sind auch okay.

Pilsen

Nach einer entspannten Nacht an einem kleinen See erreichten wir Pilsen. Überraschend hatten wir festgestellt, dass trotz offener Dachluke und Lüftungsgittern in den Fenstern die Luftfeuchtigkeit im Genuss-Bus nachts auf teilweise 98% gestiegen ist und sich überall Kondenswasser gebildet hatte. Es war aber auch in den letzten Tagen sehr trübes und regnerischen Wetter mit viel Nebel. So suchten wir in Pilsen als erstes einen Baumarkt auf, um ein kleines Entfeuchtungsgerät zu erwerben. Mal sehen, ob das hilft. Es soll für ganze 20 m² ausgelegt sein.
Erst danach ging es in die Innenstadt. Belustigt stellten wir fest, dass wir Pilsen schon einmal besucht hatten. Ja, wir standen sogar auf demselben Parkplatz damals. Egal, die Innenstadt lädt trotzdem zum Bummeln ein und wir können schon früher Richtung Augsburg weiterfahren. Auf dem Marktplatz vor der Kirche fanden wir einen vorweihnachtlichen Markt mit vielen Ständen, die leckere Getränke und Speisen anboten.

Da uns Pilsen also bekannt war, suchten wir uns ein Café, welches neben WLAN auch einen Stromanschluss bietet. Dort ließen wir uns mit Kaffee und heißer Schokolade nieder und arbeiteten noch etwas am Bericht. Am späteren Nachmittag brachen wir dann in Richtung deutsch-tschechischer Grenze auf. Nahe dem Örtchen Taus fanden wir bei einem geschlossenen Restaurant einen Stellplatz für die Nacht.

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