08 - Die ersten Versuche

Schon während der Planung wollte ich schon mit dem einen oder anderen Teil beginnen. Zum einen, um meine Fertigkeiten zu testen. Zum anderen war dies aber auch für die Planung erforderlich. So musste z.B. die Betthöhe an die Höhe der Trockentrenntoilette angepasst werden. Ebenso musste der Platz für die Aufbaubatterie und die Elektrik eingeplant werden. Daher entschloß ich mich, als erstes eine Ablage inkl. Becherhalter für das Armaturenbrett zu bauen.
Da ich weder Schreiner bin, noch über eine Werkstatt mit entsprechender Ausstattung verfügte, war es ein tolles Übungsstück. Schnell stellte sich heraus, dass ich ohne zusätzliches Werkzeug kaum auskommen werde. Als weitere Schwierigkeit kam hinzu, dass ich alle Arbeiten in meinem kleinen Kellerabteil bewerkstelligen musste. Gerade im späteren Verlauf sollte der Platzmangel eine echte Herausforderung werden.
Aber zunächst bin ich mit Enthusiasmus an die Aufgabe herangegangen und habe mit meiner bescheidenen Ausstattung begonnen, die einzelnen Teile für die Ablage zu bearbeiten. Das Zuschneiden mit der Stichsäge war noch einfach. Mehrere quadratische Platten herzustellen, die exakt mittig einen kreisrunden Ausschnitt haben und passgenau übereinander passen, war schon deutlich schwieriger. Ohne kräftig nachzuarbeiten ging es nicht. Zudem sollte es ein Fach mit einer Klappe geben. Hierzu musste aber eine 3mm starke Ausklinkung hergestellt werden. Auch hier stieß ich schnell an die Grenze des Machbaren. Zumindest, wenn man nicht tagelang mit einer Feile herumwerkeln will.
Dennoch gelang es mir, eine passable Ablage herzustellen, die meinen Wünschen entspach. Es war sogar ein USB-Anschluss zum Laden eines Handys integriert.

Dieser erste Versuch zeigte mir jedoch, ich muss meine Ausstattung erweitern. Da zudem zu erwarten war, dass ich viele Arbeiten auch direkt am Bulli machen muss, wollte ich direkt auf Akkugeräte setzen. Also ab in den Baumarkt und shoppen. Akku-Bohr-Schrauber, Akku-Stichsäge, Akku-Schleifgerät landeten im Einkaufswagen. Dazu noch Schraubzwingen und Klemmen sowie zusätzliche Bohrer und Sägeblätter .
Da ich noch nie mit einer Fräse gearbeitet hatte, verzichtete ich zunächst darauf. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass ich ohne eine Fräse kaum auskommen werde. Allein um Nuten herzustellen, ist eine Fräse unverzichtbar. Somit wurde auch zeitnah eine Fräse angeschafft.

Die Trockentrenntoilette

Nachdem nun meine „Schreinerwerkstatt“ fachgerecht ausgestattet war, konnten weitere Teile hergestellt werden. Als nächstes folgte die Trockentrenntoilette. In zahlreichen Blogs hatte ich von dieser Art Toilette gelesen und war begeistert und zugleich skeptisch. Die meisten Camper verfügen über eine Chemietoilette, die nur an speziellen Stationen entleert werden können und meist sehr unangenehm riechen. Bei einer Trockentrenntoilette hingegen wird keine Chemie verwendet. Durch einen speziellen Trenneinsatz wird Flüssiges und Festes zuverlässig getrennt und in unterschiedlichen Behältern aufgefangen.
Das große Geschäft landet in einem mit einem Müllbeutel ausgekleideten Eimer und der Urin in einem anderen Kanister mit Geruchsstopp. Nur durch hinzufügen von etwas Streu trocknet das große Geschäft schnell aus und es entsteht kein Geruch. Ist der Urinkanister voll, kann er an jedem Abfluss oder Gulli entleert werden. Gegen etwas Geruch hilft ein Schuss Essig. Der feste Teil kann dank dem Müllbeutel über jede herkömmliche Mülltonne entsorgt werden.

Die Vorteile einer Trockentrenntoilette zusammengefasst:

  • Umweltfreundlich

    Anders als ein herkömmliches Chemieklo verzichtet die Trockentrenntoilette auf den Einsatz jeglicher Art von chemischen Zusätzen und setzt stattdessen auf nachhaltige Streumaterialien.

  • Ressourcenschonend

    Wie der Name es bereits verrät, kommt die Trockentrenntoilette ohne Wasser aus. Somit spart man unterwegs die kostbare Ressource. Außerdem ist sie besonders nützlich überall dort, wo Wasser knapp und schwer zu bekommen ist.

  • Autark und mobil

    Die Trockentrenntoilette benötigt weder einen Wasser- noch einen Abwasseranschluss. Demnach kann man den Komfort eines Klos überall dort auskosten, wo keine herkömmliche Toilette installiert werden kann. Da die Maße zudem sehr kompakt ausfallen können, ist die Trockentrenntoilette auch noch mobil einsetzbar und leicht zu transportieren.

    ACHTUNG: Man muss nicht extra Entsorgungsstationen wie für ein Chemieklo anfahren. Die braucht man nämlich nicht 😉.

  • Geruchsneutral

    Durch die Verwendung von Streu trocknet das große Geschäft schnell aus, dadurch wird eine Geruchsbildung verhindert. Da auf den Einsatz von Chemie verzichtet wird, gibt es bei der Entleerung und Reinigung auch keine unangenehmen chemischen Gerüche.

    Da Urin zu 95% aus Wasser besteht, riecht Urin nicht. Der unangenehme Uringeruch entsteht erst durch Ablagerungen wie Urinstein und Bakterien. Urinstein wiederum entsteht durch Zugabe von reinem Wasser, auf was die Trockentrenntoilette jedoch verzichtet. Bakterien wiederum kommen durch Kot hinzu, was durch die strikte Trennung verhindert wird. Ergo der Urin riecht nicht unangenehm.

  • Eine Handhabung

    Durch die saubere Trennung von Flüssigem und Festen ist die Handhabung denkbar einfach. Sein Geschäft verrichetet man wie gewohnt, der Trenneinsatz besogt die Trennung von ganz allein. Der Urinkanister wird über die Kanalisation entsorgt, die festen Bestandteile mittels Müllbeutel über die Restmülltonne.

Über Trelion habe ich mir den Trenneinsatz sowie den Feststoffeimer und Urinkanister und einen Sack Streu bestellt. Nach der zügigen Lieferung konnte ich die genauen Maße nehmen und einen Korpus schreinern. Dabei legte ich besonderen Wert auf kompakte Maße und verzichtete auf einen Klositz. Für eine einfache Handhabung wurde der Trenneinsatz in einen klappbaren Sitz integriert, um an die Behälter zu kommen. Als Abschluss erhielt meine Trockentrenntoilette einen Deckel.
Vor allem für die Sitzfläche mit dem Trenneinsatz war die neue Fräse notwendig. Den Ausschnitt hätte ich sicher auch mit der Stichsäge hinbekommen. Damit jedoch der Trenneinsatz nicht oben aufliegen muss, sondern sauber abschließt, war es zusätzlich erforderlich, um den Ausschnitt herum einen Rand mit ca. 2mm Tiefe zu erstellen. Ohne Fräse gar nicht denkbar.
Da sich die Trockentrenntoilette am Ende auch als Notsitz eignet, wurde bei der Lackierung auf eine möglichst robuste witterungsbeständige Farbe gesetzt. Nach der Grundierung erfolgten zwei Voranstriche und zum Abschluss zwei Endanstriche. Der Deckel wurde mit einer kontrastreichen Lasur und einem einkomponentigen Klarlack versehen.
Mit dem Ergebnis war ich dann auch sehr zufrieden.

Die Aufbaubatterie (LiFePO4)

Dann folgte die Aufbaubatterie. Nach einiger Recherche hatte ich mich für einen Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator - kurz LiFePO4 - entschieden. Vorteile gegenüber Bleiakkus sind das geringere Gewicht, die höhere Leistungsdichte, bessere Leistungsausbeute und höhere Zyklenfestigkeit. So erreichen bei gleicher Größe LiFePO4-Akkus 2-3 mal höhere Kapazitäten. Bleiakkus dürfen maximal zu 50% entladen werden. LiFePO4-Akkus hingegen bis zu 90%. Bleiakkus können i.d.R. nur etwa 1.000 Mal aufgeladen werden. LiFePO4-Akkus haben meist 5.000-10.000 Ladezyklen. Da ich mit dem Bulli eher autark unterwegs sein wollte, musste die Aufbaubatterie eine möglichst hohe Kapazität haben und diese auch nutzbar sein.
Wiederholt hatte ich auf YouTube Videos gesehen, wo YouTuber Aufbaubatterien selbst gebaut haben. Sie haben natürlich nicht den Akku selbst gebaut, sondern aus mehreren LiFePO4-Zellen eine Aufbaubatterie zusammengebaut. Dies sah technisch schon recht kompliziert aus, war aber immer gut erklärt. Da fertige Akkus aus Deutschland recht teuer sind und die Technik ohnehin aus China stammt, entschied ich mich am Ende auch für das Baukastensystem. Über AliExpress bestellte ich die einzelnen Komponenten für einen LiFePO4-Akku mit 12V und 280 Ah. Die Lieferung aus China erfolgte überraschend schnell, sodass es mit dem Zusammenbau hätte losgehen können. Leider fehlte noch das Batteriemanagementsystem (BMS). Dieses sollte aus England geliefert werden und hing längere Zeit beim Zoll fest.
Als schließlich alle Komponenten angekommen waren, ging es an den Zusammenbau. Aus 12mm Buche-Multiplex entstand ein Gehäuse, welches die LiFePO4-Zellen aufnehmen sollte. Am vorderen Abschluss wurde das BMS sowie die Hauptsicherung und der Batterieschalter inkl. der Verkabelung montiert. Dann folgte die Verkabelung der Zellen und der Anschluss des BMS. Am Ende hatte ich eine kompakte Aufbaubatterie, die jederzeit ohne größere Probleme an die Elektrik im Bulli angeschlossen und wieder abgeklemmt werden kann.

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