Wir kündigen einfach mal

Bevor es mit unserer Reise losgehen konnte, mussten wir vor allem eines tun: kündigen.
Damit ist nicht nur das Kündigen unserer Arbeitsstellen, sondern auch das Kündigen unserer Wohnungen gemeint.
Warum auch die Wohnungen?
Unsere Planung sah vor, uns alle Möglichkeiten offenzuhalten. Wir wollten die volle Flexibilität. Außerdem, wer hätte sich um die Wohnungen und ggf. die Untervermietung gekümmert? Hätten unsere Vermieter überhaupt mitgespielt? Klar hätten wir auch das klären können, aber es wäre schon recht aufwendig geworden, wenn wir z.B. irgendwo in Kroatien sesshaft werden wollen würden und dann erst die Wohnungen in Deutschland aufgeben müssten.

Kündigungen bei den Arbeitgebern

Es klingt schon verrückt, einen sicheren Arbeitplatz für eine Langzeitreise zu kündigen. Aber wir sagten uns beide, wenn nicht jetzt, wann sollen wir die Reise dann machen? Gerade Andrea hatte erlebt, wie schnell es gehen kann. Also besser jetzt Leben und seine Träume verwirklichen, bevor es zu spät ist.
Und warum nicht nur eine Auszeit nehmen? Es gibt ja schließlich die Möglichkeit ein Sabbatical zu machen. Das Sabbatical sieht aber vor, nach spätestens einem Jahr wieder zurückzukehren. Ein Jahr klingt erstmal lang, aber wir waren uns von Anfang an einig und sicher, es sollte mehr sein. Zudem wussten wir noch nicht, wie - oder vielleicht besser wo - es danach für uns weitergehen sollte. Daher war kündigen die sinnvollere Option.

Direkt nachdem unser Vorsatz gefasst war und wir uns auch über das Startdatum einig waren, sind wir fairerweise auf unsere Arbeitgeber zugegangen und haben unseren Entschluss zu kündigen, mitgeteilt. Obwohl wir eine 4-wöchige Kündigungsfrist hatten, haben wir unsere Arbeitgeber bereits über ein halbes Jahr vorher über unser Vorhaben informiert. So sollten sie ausreichend Zeit haben, „Ersatz“ für unsere Posten zu rekrutieren.
Mit gemischten Gefühlen aus Vorfreude und Ungewissheit über die Zukunft saßen wir daher im April 2024 bei unseren Arbeitgebern, um sie über die Veränderungen in unserem Leben zu informieren. Diese Nachricht wurde überrascht mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgenommen. Doch spätestens als wir mitteilten, weshalb wir kündigen, freuten sich unsere Chefs mit uns darüber, was wir vorhaben und konnten unseren Entschluss verstehen.
Beide Arbeitgeber fanden es gut, so früh darüber informiert zu sein. Die Arbeitsmarktlage war und ist recht angespannt und neue qualifizierte Arbeitnehmer zu finden, ist nicht so einfach.
Wir würden daher jedem empfehlen, es auch so zu handhaben, wenn man sich eine „Tür offen halten“ möchte. Unserer Meinung nach sollte man mit offenen Karten spielen, sobald man seinen Vorsatz zu einer Weltreise oder einem Sabbatical etc. gefasst hat.
Ja, man kann auch seinen Urlaub aufsparen, mit der gesetzlichen Frist kündigen und gleichzeitig einen Urlaubsantrag hinlegen. Dann kann man von jetzt auf gleich seinen Arbeitsplatz verlassen. Aber ist das clever? Man möchte ja noch ein wohlwollendes Arbeitszeugnis. Und wer weiß, ob man sich nicht sogar dort mal wieder bewerben will. Das wäre aber nicht unser Stil gewesen.

Die eigentliche Kündigung reichten wir dann rechtzeitig beim Arbeitgeber ein, so dass damit die Verwirklichung unseres Traums „offiziell“ wurde.
Wir waren gar nicht mal so aufgeregt die Kündigung persönlich zu überreichen, sondern freuten uns vielmehr darüber, dass die Reise somit für uns konkreter wurde.
Unsere Arbeitgeber dagegen äußerten wiederholt, wie schade es ist, dass wir gehen. Aber sie freuten sich auch für uns. Dies machte uns den Abschied zwar nicht unbedingt leichter, aber wir merkten, dass wir geschätzte Mitarbeiter und Kollegen waren. 😀

Der Abschied fiel dann auch entsprechend emotional aus. Uns wurde nur das Beste für unsere weiteren Wege und die Reise gewünscht. Lieb gemeinte und mit Verstand ausgewählte Geschenke sollten uns auf unserer Reise begleiten und uns immer an unsere Arbeitplätze erinnern.

Wir möchten uns daher an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei unseren Chefs und den Kolleginnen und Kollegen bedanken.

Wohnungen kündigen und auflösen

Die Wohnungen waren schnell gekündigt - einfach eine Kündigung schreiben.
Aber leicht fiel es uns nicht. Immerhin hingen 20 Jahre Erinnerung an den Wohnungen. Sie waren unser Zuhause! Zudem war Andreas Wohnung wundervoll geschnitten, lag zentrumsnah und war dafür vergleichsweise günstig. Franks Wohnung war zwar kleiner, aber die Raumaufteilung nutzte den Platz optimal aus. Die Lage am Stadtrand war weniger optimal, aber dank Anbindung mit der Tram war das nie ein Problem. Dafür war die Miete sehr günstig.
Aber warum dann die Wohnungen kündigen? Oder zumindest nicht eine davon zu behalten?
Ganz einfach! Wir wollten eine maximale Flexibiltät bei der Reise. Außerdem waren es Mietwohnungen. Es ist unwahrscheinlich, dass unsere Vermieter damit einverstanden gewesen wären, dass wir die Wohnungen auf unbestimmte Zeit untervermieten. Zudem hätten wir uns ständig um Mietangelegenheiten wie Abrechnungen, Mieterhöhungen u. v .m. kümmern müssen. Mal ganz davon abgesehen was ist, wenn der Untermieter wieder ausziehen möchte, plötzlich nicht mehr zahlt oder er wirtschaftet gar die Wohnung herunter? Wir hätten also vor Ort jemanden benötigt, der die Vermietung übernimmt. Das hätte wiederum Kosten verursacht. Und zu guter Letzt wissen wir noch nicht, ob wir überhaupt wieder nach Augsburg bzw. Deutschland zurückkehren. Die Wohnungen zu kündigen war daher nur logisch.

Aber die Haushalte aufzulösen, war dagegen deutlich schwieriger.
Da wir hier alles aufgeben wollten, wäre es nicht möglich gewesen, irgendwo größere Mengen an Kleidung oder auch noch Möbel unterzustellen. Daher wollten wir natürlich möglichst noch die Möbel, Kleidung, Kleinkram und Dinge, die noch nutzbar sind, verkaufen und so zu Geld machen, um unsere Reisekasse damit etwas aufzubessern.
Was ein zähes und langwieriges Unterfangen!
Im Herbst 2024 gab es zwar einen Hofflohmarkt, der im Viertel stattfand, doch leider brachte das nicht so viel wie erhofft. Die ganzen Sachen, die wir rausgeschleppt hatten, wurden gefühlt wieder in die Wohnung zurückgetragen. Und das, obwohl den ganzen Tag über zahlreiche potentielle Käufer kamen. Wir boten nicht die typischen Flohmarktartikel wie Sammeltassen, Nippes, Krempel und alte Schrauben an. Vielmehr waren es nützliche und teils neuwertige Gebrauchsgegenstände und modische Kleidungsstücke. Dass wir immerhin über 100 € eingenommen haben, wunderte uns dann aber doch. Und trotzdem waren wir frustriert, dass keiner großes Interesse an großen Dingen wie Regale, Sofa oder Kühlschrank hatte. Dafür gab es interessante Gespräche und Begegnungen, wenn sich tatsächlich mal Leute für unsere Reise interessierten.
Aber auch weitere Aktionen über Flyer verteilen und Zettel an Bäumen aufhängen, waren wenig erfolgreich. Irgendwie kam man sich vor, als wäre man der Affe im Zoo, der angestarrt wird, da die Personen neugierig waren, wie Leute, die auf Weltreise gehen wollen, wohl gewohnt haben und was sie alles loswerden wollen. Das war wirklich manchmal sehr skuril! Es hieß häufig „Ach, wir wollen nur mal gucken.“ Auch hatten die meisten unverschämte Preisvorstellungen, wenn es z.B. noch um hochwertige, funktionstüchtige Elektrogeräte, Möbel oder Fahrräder ging. Da wurden tatsächlich Äpfel mit Birnen verglichen.
Wir waren schon furchtbar frustriert und enttäuscht, auch über die Unverschämtheit der Leute. Also stellten wir auch viele Dinge bei Kleinanzeigen rein. Dies war für den ganzen Kruscht wie Besteck, T-Shirts, Gläser vom Hard Rock Cafe und Sammelartikel von AIDA und KUKA ok. Zwar war das manchmal ebenfalls seltsam, da die Leute die ohnehin günstigen Preise noch einmal deutlich drücken wollten. Bei den Ausreden waren sie dabei recht kreativ. Mal musste man einen Lieferwagen organisieren für Möbel oder man hatte plötzlich 5 € zuwenig im Geldbeutel und natürlich gab es nirgends einen Geldautomaten. Wenn man dann auf deren Preisvorstellungen nicht einging, meldeten sie sich einfach nicht mehr zurück. Zu vereinbarten Terminen kamen sie nicht, standen plötzlich ohne Anmeldung vor der Tür oder kamen erst Stunden später.
Wir dachten schon, die ganze Menschheit hätte keine Kinderstube mehr genossen.

Aber wir hatten auch schöne und erfreulichere Erlebnisse. Dabei mussten wir aber feststellen, dass es gerade unsere ausländischen Mitbürger waren, die sich höflich und gewissenhafter verhalten haben. Teils wurde freundlich gefragt, ob wir ggf. auch liefern könnten, man würde hierfür natürlich extra zahlen. Einmal wurden wir dann sogar noch zu Kaffee und indischem Gebäck eingeladen. Die deutschen Anfragen hingegen waren häufig frech, unverschämt oder gar dumm. Warum dumm? Einmal wurden wir gefragt, ob wir einen Badunterschrank verschicken könnten. Ja klar, per Spedition, wobei die Lieferung vermutlich teurer wäre als der Schrank selbst. Daraufhin wurde gefragt, ob man den Schrank denn tragen könne. Klar, aber vermutlich nur die Treppe runter und dann wird es schwierig 😉.
Aber wir wollen hier nichts verallgemeinern, denn es gab auch den folgenden Fall.

Bereits beim Flohmarkt war eine junge Frau da, die sich in der Wohnung umschaute, da sie im November mit ihrem Freund in eine gemeinsame Wohnung ziehen wollte. Sie fand einige Möbel toll. Deswegen schauten sich kurz darauf beide die Möbel und Elektrogeräte an, die sie uns dann tatsächlich abkaufen wollten. Wir freuten uns wie zwei Schneekönige darüber, dass somit schnell einiges an sperrigen Sachen wegkam.
Das geliebte Sofa und der Couchtisch von Andrea, Franks Hochbett, diverse Raumteiler und noch mehr waren endlich an glückliche Neubesitzer vermittelt, die sich sichtlich freuten, Möbel von guter Qualität günstig zu erstehen.
Zum vereinbarten Umzugstermin hatten die Beiden dann leider keine Helfer finden können. Daher wurden wir freundlich gefragt, ob wir beim Tragen helfen würden. Wenn man uns so freundlich bittet, können wir nicht nein sagen. Also packten wir mit an und Fuhre um Fuhre wurde in die neue Wohnung gebracht. Zum Dank für unsere Hilfe wurden wir dann noch zum Abendessen eingeladen.
Nachdem die Dinge aus unseren Wohnungen geräumt waren, waren diese deutlich leerer. Es stellte sich endlich ein Gefühl der Entspannung ein, da zumindest die wichtigsten Möbel verkauft waren. Dafür standen überall Kartons herum, mit Inhalten, die wir immer noch loswerden wollten. Teils gab es aber auch persönliche Dinge, die wir behalten wollten (Fotobücher, Hochzeitsbilder und -videos, Zeugnisse, Gesangsnoten etc.) und die sortiert werden mussten.
Also lebten wir erst mal aus Kartons und versuchten weiterhin die restlichen Sachen loszuwerden.

Bücher, Videos und CDs wurden über Plattformen wie Momox, ZOXS, Studibuch, Buchmaxe und rebuy verkauft. Dabei half uns die App Sell4More. Gut erhaltene Kleidung, Schmuck und Uhren, aber auch Kuscheltiere und Schuhe wurden an Sellpy geschickt und dort verkauft. Alles was noch brauchbar aber nicht mehr zum Verkauf geeignet war, wurde von uns bei einem Sozialkaufhaus abgegeben. Nur völlig Unbrauchbares wurde zum Sperrmüll gebracht.
Trotz allem waren mehrere Fahrten notwendig, um die Wohnung von Andrea bis zum Übergabetermin leer und besenrein zu bekommen. Dafür glich Franks Wohnung nun einer Messiwohnung.

Erst nach und nach brachten wir etwas Ordnung in das Chaos und verkauften weitere Sachen. Allen Bemühungen zum Trotz schafften wir es nicht, alles zu veräußern. Da traf es sich gut, dass ein Nachmieter gefunden wurde, der uns alles abnahm, was wir nicht mehr losgeworden sind wie z.B. Bügelbrett, Schreibtisch, Geschirr, ...

Aufräumen bei den Versicherungen und Abos

Dass man für eine Reise, wie wir sie planen, die Wohnungen und die Jobs kündigen muss, ist klar, aber nur wenige werden daran denken, auch Versicherungen und Verträge zu kündigen. Über die Jahre sammelt sich da einiges an und man sollte hier mal kritisch drüberschauen, was davon überhaupt benötigt wird.
Wird das Spotify-Abo oder Netflix auch weiterhin genutzt? Braucht man während der Reise Amazon-Prime? Und die Tageszeitung wird einem bestimmt nicht am Camper zugestellt. Also machten wir uns dran, unsere Konten zu durchforsten nach regelmäßigen Abbuchungen und schrieben diese detailiert zusammen. Anschließend wurden alle für uns unnötigen Verträge gekündigt. Hiermit sollte man frühzeitig beginnen, da oftmals Kündigungsfristen und Vertragslaufzeiten zu beachten sind.
Dann ging es an die Versicherungen.

  • Welche Versicherungen brauchen wir?
  • Welche Versicherungen sind unnötig?
  • Was machen wir mit teuren aber sinnvollen privaten Rentenversicherungen?
  • Benötigen wir zusätzliche oder spezielle Versicherungen?

Vermutlich wird kaum einer die Fragen einfach mal so beantworten können. Uns ging es jedenfalls so. Daher nahmen wir Kontakt mit Versicherungsmaklern auf und ließen uns ausführlich beraten. Dabei ist es sinnvoll, auf Makler zu setzen, die nicht versicherungsgebunden sind. Sie können Angebote von einer Vielzahl an Versicherungen vergleichen und die besten Optionen aufzeigen.
Einer der Versicherungsmakler machte sich sogar die Mühe, unsere Ordner mit Versicherungsunterlagen zu durchforsten, unnötige Unterlagen zu entsorgen und eine komplette Aufstellung aller Versicherung zu erstellen. So hatten wir gleich geordnete Unterlagen und eine Zusammenfassung unserer Versicherungen. Darüber hinaus stellte er uns Möglichkeiten zur Kosteneinsparung durch Zusammenlegung von Versicherungen sowie weitere sinnvolle Versicherungen zusammen. Außerdem schlug er uns vor, einige Versicherungen zu kündigen und andere zumindest beitragsfrei zu stellen. Nach mehreren Terminen mit einer ausführlichen und kompetenten Beratung, bereitete er uns die entsprechenden Anschreiben für die Versicherungen vor und schloß zusätzliche ab. So waren wir nun versicherungstechnisch auf dem neuesten Stand.

So haben wir z.B. die private Rentenversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung beitragsfrei gestellt. Die ADAC-Mitgliedschaften (hierzu in einem anderen Bericht mehr) wurden auf eine Partnermitgliedschaft umgestellt, ebenso die Haftpflichtversicherung. Da Andrea noch keine Zahnzusatzversicherung hatte, wurde diese abgeschlossen. Zudem kam für uns eine Rechtschutzversicherung und eine Hausratsversicherung, die speziell für den Bulli mit gültig ist, hinzu. Unsere Unfallversicherungen blieben jedoch bestehen - sowas ist in unseren Augen nie verkehrt.

Jetzt fehlte eigentlich nur noch eine wichtige Versicherung: eine Langzeitauslandskrankenversicherung. Diese wird von kaum einem Versicherungsmakler angeboten, da die Nachfrage eher gering ist. Hierzu werden wir in einem anderen Beitrag genauer berichten.

Neben den Versicherung waren es vor allem die Verträge, die einer eingehenden Prüfung unterworfen wurden. So wurden Abos bei Spotify und Netflix gekündigt. Natürlich wurden die Festnetzanschlüsse gekündigt. Ebenso wurde das Abo für die Fernsehzeitschrift aufgelöst, da wir ohnehin keinen Fernseher mehr hatten. Zudem wurden unsere Handyverträge hinterfragt. Vor allem der Vertrag von Andrea musste dringend geändert werden. Bisher hatte Sie einen Vertrag mit Handy und zahlte daher eine hohe monatliche Gebühr. Durch Umstellung auf CallYa konnte der Betrag deutlich reduziert werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, für die Zeit im Ausland einen CallYa-Tarif zu wählen, der ohne monatliche Gebühr auskommt. Dadurch kann Andrea ihre Rufnummer ohne unnötige Kosten behalten und somit z.B. WhatsApp weiterhin nutzen.

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