Es ist Zeit für ein weiteres Abenteuer

Schon im Zuge unserer Planung für diese Reise hatten wir uns das Ziel gesteckt, einen Motorradführerschein zu machen. Andrea hatte bereits in jungen Jahren damit begonnen, konnte diesen aber aus zeitlichen Gründen nicht abschließen. Frank hingegen hatte zwar auch schon immer damit geliebäugelt, aber nie den Schritt gewagt. Da uns jedoch klar war, dass wir auf der Reise evtl. in die Verlegenheit kommen würden, irgendwo mal eine Tour mit einem Roller machen zu wollen oder gar eine nette Strecke finden, die mit Motorrad doppelt Spaß machen würde, wollten wir uns das Wissen und die Technik hierfür aneignen, um sicher und souverän unterwegs zu sein.

Jetzt wollten wir aber nicht eine klassische Ausbildung beginnen und alle paar Tage eine Fahrstunde haben. Zeitlich flexibel wollten wir lieber die Fahrstunden gebündelt angehen und so rasch zum Ergebnis kommen. Bei unserer Recherche sind wir dann in Berlin auf ARLITT gestoßen. Die Fahrschule bietet einen 9-tägigen Intensivkurs an.
In einem ersten sehr informativen Zoom-Meeting wurde uns der Ablauf des Intensivkurses genauer erläutert und wir erhielten zahlreiche Hinweise, was wir bis zum Start erledigen müssten. Am Ende überzeugte uns vor allem, dass die ersten Fahrübungen nicht im öffentlichen Verkehrsraum stattfinden, sondern auf einem ehemaligen Militärflugplatz. Ohne lange Bedenkzeit meldeten wir uns für den Kurs Mitte Juli 2025 an.

Jetzt hieß es, alle notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen. So benötigten wir einen aktuellen Sehtest, den wir in Augsburg bei Optik Mühler machten. Dann war ein Erste-Hilfe-Kurs notwendig. Zwar wussten wir eigentlich noch alles, dennoch mussten wir einen ganzen Samstag hierfür opfern.
Mit diesen Nachweisen und einem aktuellem Passbild musste dann noch die behördliche Anmeldung zur Führerscheinprüfung erfolgen. Wer jetzt denkt, im Zeitalter der Digitalisierung wäre es egal, wo die Anmeldung erfolgt, der ist gewaltig auf dem Holzweg. Die Anmeldung muss bei der zuständigen Führerscheinstelle am Wohnort des Prüflings erfolgen. Gleichzeitig ist aber dort nur dann eine Anmeldung möglich, wenn auch die Prüfung dort stattfinden wird. Soll heißen, wenn die Prüfung wegen der Fahrschule in Berlin erfolgt, dann muss man sich in Berlin oder Brandenburg bei der Führerscheinstelle anmelden. Da die Bearbeitung der Anmeldung regelmäßig satte 6 Wochen dauert - weiß der Geier warum - ist es nicht ratsam sich zuvor z.B. in Augsburg anzumelden, dort die Therorie zu machen und dann den Verwaltungsakt an die Behörde in Fürstenwalde weiterzureichen. Zum einen würde erneut die Bearbeitungsgebühr anfallen und zum anderen wieder eine Bearbeitungszeit von 6 Wochen entstehen. Also besser gleich da anmelden, wo man die Praxisprüfung ablegen wird.

Nun kann man natürlich nicht einfach bei der Behörde hereinspazieren und sich anmelden. Nein, erst benötigt man einen Termin, der online zu buchen ist. Da wir zu der Zeit noch in Stadtbergen gemeldet waren, war außerdem eine Ummeldung beim Einwohnermeldeamt notwendig. Da es sich um zwei verschiedene Ämter handelt, waren auch zwei Termine zu buchen. Bei der Führerscheinstelle gibt es Termine nur mit mehrwöchiger Vorlaufzeit, sodass dieser kurz vor unserer Kreuzfahrt von uns geblockt wurde. Für die Ummeldung nach Fürstenwalde hingegen können Termine erst zwei Wochen im Voraus gebucht werden. Somit mussten wir aus dem Urlaub heraus einen Termin so buchen, dass die Ummeldung bereits erfolgt ist, bevor es zur Führerscheinstelle geht. Puh, wie kompliziert. Am Ende lief dann aber alles wie geschmiert.

Zeit für Theorie

Jetzt waren wir Fürstenwalder, hatten uns sowohl zur Füherscheinprüfung bei der DEKRA als auch zur Fahrschule bei ARLITT angemeldet. Daraufhin erhielten wir von ARLITT den Zugang zu zwei Apps: Einerseits eine App für die Theorie. Dort konnten wir uns dann durch fast 1.000 Theoriefragen quälen. Es ist schon erstaunlich, wie schwer es uns fiel, obwohl wir aktive Autofahrer sind und das alles wissen sollten.
Andererseits erhielten wir eine App mit zahlreichen Videos aus dem späteren Prüfgebiet für die praktische Prüfung. Hier konnten wir uns bereits mit den Situationen etwas vertraut machen und unser zuvor erlerntes Theoriewissen anwenden und vertiefen.

Auch wenn wir beide im Besitz einer Fahrerlaubnis sind, mussten wir trotzdem diverse Theoriestunden nachweisen. Daher waren mehrere Ortstermine in der Fahrschule erforderlich, um die Voraussetzung für die Theorieprüfung zu erfüllen. Zusammen mit weiteren 20 Fahrschülern unterschiedlichen Alters drückten wir also wieder die Schulbank. Dabei lernten wir die Fahrlehrer und die Fahrschule näher kennen und waren immer mehr davon überzeugt, hier genau richtig zu sein.

Die richtige Bekleidung

Neben den behördlichen Angelegenheiten und der Theorie mussten wir uns zusätzlich auch noch um passende und zulässige Motorradbekleidung kümmern. Es gibt inzwischen nur noch sehr wenige Fahrschulen, die die Bekleidung zur Verfügung stellen. Es wird immer davon ausgegangen, dass man sich seine eigene Kombi zulegt. Da wir jedoch nicht vorhatten, zwei komplette Sets Motorradbekleidung zu kaufen und im Genuss-Buss mitzunehmen, wollten wir diese gerne leihen. Nach intensiver Suche im Netz mussten wir feststellen, dass es nur einen einzigen Anbieter gibt. Über die Homepage von Motorradbekleidungsverleih luden wir eine umfangreiche Maßtabelle herunter, füllten diese gewissenhaft aus und sendeten beide per Mail zurück. Heike antwortete uns zeitnah und ließ uns wissen, dass die Sets rechtzeitig versendet werden.
Etwa eine Woche vor Beginn der Praxis wurden dann die Pakete verschickt. Leider ließ sich DHL mal wieder Zeit und wir bangten um unsere Teilnahme. Zwar hatten wir extra einen Ablageort eingetragen, um eine Zustellung zu garantieren. Aber da die Zustellung erst voraussichtlich am Samstag erfolgen sollte, schauten wir ständig im Handy nach, wo die Pakete blieben. Ein erstes Mal atmeten wir auf, als uns die Zustellung für die Mittagszeit angekündigt wurde. Als jedoch um 15 Uhr noch nicht zugestellt war und in der App eine Live-Verfolgung nicht mehr möglich war, wurden wir unruhig. Also versuchten wir DHL telefonisch zu erreichen. Während wir in der Warteschleife hingen, kam endlich die ersehnte Benachrichtigung, dass die Pakete abgestellt wurden. Nun stand dem Intensivkurs nichts mehr im Wege.

Ab aufs Motorrad

Am 14.07.2025 war es dann endlich soweit. Mit ARLITT ging es nach Jüterbog und auf den dortigen Übungsplatz. Vor Beginn wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, dass der Kurs nicht umsonst „Intensivkurs“ heißt. Es sollte uns nicht nur in kurzer Zeit das Fahren mit einem Motorrad beigebracht werden, sondern es sollte auch intensiv werden. Bei der Ankunft auf dem Flugfeld standen bereits unsere Übungsmaschinen in Reih und Glied nebeneinander. Das sah schon ziemlich cool aus. Die Vorfreude aber auch der Respekt wuchsen von Minute zu Minute. Nach einer kurzen Einweisen durften dann die ersten Schüler an die Bikes und es folgten Übungen wie Auf- und Absteigen sowie Schieben und Stoppen, ohne das Motorrad umzuwerfen. Dann röhrten endlich zum ersten Mal die Motoren. Nach und nach erhielten wir alle die praktische Einweisung und durften dann erste Fahrversuche unternehmen.

Jetzt waren wir bereit, uns in die ersten Übungen zu stürzen. Immer im Kreis oder besser einem großen Rechteck übten wir abbiegen, bremsen und anhalten und wieder sanft anfahren. Der Umgang mit Kupplung, Bremse und Gas benötigt eine gute Koordination. Dabei lief nicht immer alles glatt. So lernten wir aber auch gleich, wie man ein Motorrad mit fast 200 kg auch als zierliche Frau wieder allein aufrichtet. Zum Glück hatten die Motorräder zusätzlich Schutzbügel aus Stahl, sodass wenigstens den Maschinen nicht allzu viel passieren konnte. Denn jeder hat sein Motorrad mal flachgelegt.
Nach der Mittagspause kamen dann neue Übungen hinzu.
Etwas überrascht sollten wir schon am ersten Tag freihändig fahren und das, obwohl wir gerade erst den grundsätzlichen Umgang mit dem Motorrad gelernt hatten. Als wir merkten, dass das problemlos möglich ist, machte es richtig Spaß. Aber was ist schon freihändig fahren? Kinderkram! Jetzt sollten wir beim freihändigen Fahren auch noch den Lenker mal links oder rechts wegdrücken (aber ja nicht festhalten) und damit einen Lenkimpuls erzeugen. Wir sollten erfahren, dass das Motorrad sofort wieder geradeaus fährt, wenn wir den Lenkimpuls beenden. Da kam schon ein gewisses Bauchkribbeln auf. Cool, was man uns da zumutet.
Zum Abschluss des ersten Tages sollten wir dann noch Schritttempo üben. Dazu reicht es nicht im ersten Gang das Motorrad rollen zu lassen. Das wäre mit 12 km/h schon viel zu schnell. Wir mussten jetzt gleichzeitig bremsen, etwas Gas geben und mit dem Schleifpunkt der Kupplung spielen. Erst wenn man durch Lenkbewegungen das Kippen der Maschine verhindern muss, hat man Schritttempo erreicht. Gar nicht so einfach, das zu koordinieren.

Am zweiten Tag stiegen wir direkt in die nächsten Übungen ein. Unter anderem eine Gefahrbremsung aus 50 km/h (bitte ohne umzufallen), enge Achten fahren, enges Abbiegen aus dem Stand und vieles mehr. Dabei erfuhren wir auch, dass das alles auch bei Regen funktioniert und Motorradbekleidung nicht regendicht ist. Aber wir waren alle angefixt und wollten gar nicht mehr runter von den Maschinen.
Nun hatten wir offenbar die wichtigsten Grundfahraufgaben erlernt und ARLITT steigerte die Anforderungen. Uns wurde ein umfangreicher Parcours aufgebaut und erklärt. Dieser beinhaltete alle bisherigen Übungen. Die Ausbilder beobachteten uns dabei und gaben wertvolle Tipps oder ermahnten uns, die Übungen sauber und ordentlich vorzubereiten und durchzuführen. Pausen gab es für uns nur, um mal kurz was zu trinken oder einen kleinen Snack zu essen.
Für Andrea endete der Ausflug nach Jüterbog dann jedoch vorzeitig. Bei einem Anhalten konnte sie das Kippen der Maschine nicht verhindern und stürzte. Dabei prellte sie sich unglücklich das Handgelenk. An ein Weitermachen war nicht zu denken. Frank hingegen drehte Runde um Runde, warf hin und wieder mal das Motorrad (vor Frust?) um und übte, bis ihm alle Knochen weh taten.
Zum Abschluss des Tages ging es dann nicht mit den Anderen zum Essen, sondern in die Klinik. Es sollte abgeklärt werden, ob evtl. mehr als eine Prellung vorlag. Der Arzt konnte uns Entwarnung geben. Dennoch musste Andrea aufgeben. Mit den Schmerzen im Handgelenk war ein Betätigen des Gashebels nicht möglich. Wolle, der Chef von ARLITT, hatte hierfür vollstes Verständis und bot an, in einen späteren Kurs wieder einzusteigen.

Auch am dritten und letzten Tag in Jüterbog wurden die Grundfahraufgaben bis zum Erbrechen geübt. Enges Abbiegen aus dem Stand, dann um die Kurve tippeln. Einmal Schrittslalom bitte und dann Gefahrenbremsung aus 50 km/h. Außerdem noch Ausweichen und ordentlich anhalten. Schleifpunkt finden und halten, Gas geben, bremsen, schalten und wieder runterschalten. Volles Programm für Kopf und Körper. Irgendwann merkten alle Fahrschüler Muskeln und Knochen, von deren Existens wir gar nichts wussten.
Andrea musste hingegen das Ganze vom Spielfeldrand aus beobachten und war frustriert und traurig. Wäre es, wie bei normalen Fahrtrainings, um ein oder zwei Stunden gegangen, hätte Andrea sicher eine Schmerztablette genommen und wäre wieder aufgestiegen. Aber hier ging es um ca. 8-9 Stunden fahren und am nächsten Tag erneut. Das war einfach nicht machbar und sicherlich wäre es auch nicht gesund gewesen.
Während der Übungen wurden dann immer drei Fahrschüler herausgenommen, um eine Sonderaufgabe zu bekommen: das Schräglagentraining. Dank spezieller Stützrad-Konstruktionen konnten wir gefahrlos erfahren, welche Schräglage ein Motorrad erreichen kann, ohne zu kippen oder wegzurutschen. Hierzu sollten wir mit konstant 30 km/h einen recht großen Kreis in Schräglage fahren, dann sollten wir durch einen Lenkimpuls die Kreisbahn verkleinern und dadurch die Schräglage vergrößern. Nachdem wir so einige Runden gedreht hatten, sollten wir endgültig die Grenzen kennenlernen. Was kann ich machen, wenn ich zu schnell an eine zu enge Kurve heranfahre? Hier auf dem Flugfeld gab es keine Böschung oder Leitplanke, die Kurve bestand lediglich aus kleinen Gummihütchen. Daher sah die Übung vor, dass wir das Ganze auch mit 40 km/h versuchen, was nur dazu führte, dass wir aus der Kurve flogen. Dann wollte man uns etwas beibringen, was man gemeinhin für unmöglich und falsch hält: Wir sollten in der Kurve bremsen. Mit etwas Übung und viel Überwindung gelang es uns, diese Kurve mit Hilfe der Bremse auch noch bei 40 km/h zu meistern.
Den Abschluss in Jüterbog bildete dann die Gefahrbremsung aus höheren Geschwindigkeiten. Zunächst sollten wir auf 70 km/h beschleunigen und dann schnellstmöglich zum Stehen kommen. Natürlich dabei bitte nicht umkippen. Wer das schaffte, sollte oder durfte seine Geschwindigkeit um jeweils 20 km/h bis zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h erhöhen. Jetzt mussten wir uns höllisch konzentrieren und ja keine Fehler machen. Außerdem durften wir mal den Gashebel so richtig aufdrehen, denn mehr als in den 3. Gang sollten wir gar nicht schalten. Wie sagte Wolle immer: „Rechts mal richtig auf laut stellen.“

Nach drei Tagen in Jüterbog ging es wieder nach Hause. Aber an Erholung war nicht zu denken. Denn jetzt ging es zu den Stadtfahrten durch Berlin. In einer Sackgasse wurden dabei immer die Grundfahraufgaben geübt und es wurden die späteren Prüfungsstrecken befahren. Dabei mussten wir jetzt neben der Beherrschung der Maschine auch den fließenden Verkehr und den Schilderwald Deutschlands beachten. Obwohl man schon seit fast 30 Jahren Auto fährt, ist es alles andere als einfach.

Die Klassenfahrt

Den Höhepunkt des Motorradkurses sollte die „Klassenfahrt“ in den Frankenwald bilden. Da fast alle Fahrschüler hierzu fahrtechnisch noch nicht bereit waren, wurde der Ausflug um einen Tag verschoben, um noch etwas Fahrpraxis erlangen zu können. Aber dann ging es auf die lange Tour. Neun Fahrschüler die abwechselnd fahren mussten und von vier Fahrlehrer betreut wurden, ging es zunächst über die Autobahn und später über kurvenreiche Landstraßen bis zur Bischofsmühle im Frankenwald. Dabei lernten wir neben dem Fahren auf der Autobahn vor allem die richtige Kurventechnik.

Bevor es zur Prüfung gehen konnte, fehlte jetzt nur noch die Nachtfahrt. Doch zuvor gab es noch einmal ein ausführliches Gespräch. Dabei konnte man als Fahrschüler sich selbst einschätzen und Schwächen die man hatte benennen. Aber auch der Fahrlehrer gab einem eine Einschätzung zur Prüftauglichkeit und rät, ggf. zusätzliche Stunden für Übungen einzuplanen.
Da sich Frank vor allem beim engen Abbiegen und dem Schrittslalom noch unsicher fühlte, wurde vor der Nachtfahrt noch eine Übungseinheit mit den Grundfahraufgaben eingeschoben. Mit einer Eselsgeduld und zahlreichen Tipps konnte OJ die Schwächen bei Frank ausmerzen. Die anschließende Nachtfahrt verlief dann weitestgehend reibungslos, sodass einer Praxisprüfung nun nichts mehr im Wege stehen sollte.
Jetzt musste nur noch ein Termin bei der DEKRA gefunden werden.

Andrea steigt wieder auf

Pünktlich zum 25.08.2025 war Andreas Handgelenk wieder fit und sie konnte in Jüterbog erneut mit dem Intensivkurs beginnen. Nun hieß es wieder sicher auf- und absteigen, anfahren und anhalten sowie Beherrschung über das Motorrad erlangen. Dazu gehört aber auch, sich auf der Maschine sicher zu fühlen. Daher sollten die Fahrschüler wieder freihändig fahren und dabei Lenkimpulse ausüben. Schnell wurde allen klar, dass das geht und das Motorrad nicht einfach umfällt. Dann ging es an die ersten Aufgaben. Gezielt zwischen zwei Hütchen abbremsen und punktgenau anhalten. Dazu am Ende der „Platte“ durch Drücken eng abbiegen und bitte die Blickführung nicht vergessen. Nach 8 Stunden auf dem Motorrad war endlich Schluss. Beim gemeinsamen Abendessen wurden noch einmal einige Eindrücke vom ersten Tag besprochen, bevor alle erschöpft in ihre Betten fielen.
Aber was wäre ein Intensivkurs, wenn es nicht intensiv wäre, und so ging es am zweiten Tag in Jüterbog wieder auf die Maschine. Das am Tag zuvor erlernte musste schließlich weiter gefestigt werden und weitere Übungen kamen hinzu. Unter anderem musste jetzt im Schritttempo gefahren werden. Wer wollte durfte sich auch gerne schon am Schrittslalom versuchen. Ebenso muss der Ausweichhaken sitzen. Nichts wäre schlimmer, wenn später vor einem eine Autotür aufgeht und man nicht weiß, was nun zu tun wäre. Oder man weicht zwar nach links aus, rauscht aber dafür in den Gegenverkehr. In Jüterbog haben die Fahrschüler den nötigen Platz, um in einem umfangreichen Parcours alle Grundfahraufgaben immer und immer wieder zu durchfahren. Die Fahrlehrer stehen dabei und geben Feedback und Tipps. Da Frank noch auf seinen Prüfungstermin wartete, nutzte er die Chance und stieg am Nachmittag ebenfalls auf ein Motorrad und reihte sich im Parcours ein, um sein Können zu verbessen. Erst am frühen Abend war Schluss und nach eimem leckeren Abendessen ging es mit schmerzenden Gliedern ins Bett.
Am letzten Tag in Jüterbog wurde der Pacour etwas verkleinert, da Platz für das Schräglagentraining benötigt wurde. Hierzu wurden mehrere Motorräder mit speziellen Stützrädern ausgestattet. So gerüstet sollten die Fahrschüler gleichmäßig mit 30 km/h in Schräglage einen großzügigen Kreis fahren. Sobald man sich daran gewöhnt hatte, sollte die Kreisbahn durch einen vehementen Lenkimpuls verkleinert und die Schräglage erhöht werden. Es kostet erstaunlich viel Überwindungskraft. Dabei geht es aber nicht darum, das Stützrad auf den Boden zu bekommen. Dies soll lediglich der Sicherheit dienen. Den Abschluss bildete wieder die Gefahrbremsung aus höherer Geschwindigkeit. Auf der „Platte“ ist hierfür genügend Platz und so kamen nach und nach die Motorräder mit über 100 Sachen angerauscht und die Fahrschüler gingen kräftig an die Bremsen, um schnellstmöglich zum Stehen zu kommen. Dann endlich hieß es, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Immerhin war dies wieder einmal die beste Gruppe heute. Nach einem Abschlussgespräch sind alle entlassen worden und auch wir fuhren wieder nach Hause.

Andreas Klassenfahrt

Wie gehabt, folgten am Donnerstag und Freitag die ersten Stadtfahrten. Nun musste auch Andrea sich durch den Berliner Stadtverkehr quälen und dabei ihr Wissen und Können mit der Maschine unter Beweis stellen. Natürlich wurden auch die Grundfahraufgaben geübt, da diese prüfungsrelevant sind. Nach der Fahrstunde am Freitag wurde ihr dann mitgeteilt, dass sie an der Klassenfahrt ab Mittwoch teilnehmen kann und zuvor weitere Fahrstunden haben wird. Mit gemischten Gefühlen fand sich Andrea somit am Mittwochmorgen in der Fahrschule ein. Vor allem der Fahrtwind auf der Autobahn und das zu erwartende Kurventraining bereiteten ihr etwas Sorge. Trotzdem freute sie sich auf den Ausflug in den Frankenwald, schließlich erwartete sie dort ein zauberhaftes Hotel mitten im Wald mit gemütlichen Zimmern und leckerem Essen. Die Klassenfahrt ist definitiv eine Belohnung für die vorherigen Strapazen.

Zwei Tage später konnte Frank seine Andrea wieder wohlbehalten abholen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und etwas geschafft von der langen Tour stand Andrea in der Fahrschule. Überraschenderweise stand nach der langen Fahrt für Andrea noch am selben Tag die Nachtfahrt auf dem Programm. Also ging es zum Sonnenuntergang wieder aufs Motorrad und ab durch die Stadt. Erst um ca. 21 Uhr war endlich Schluss. Jetzt ging es nur noch mit dem Zug nach Hause und dann schleunigst ins Bett. Zum Glück ging es am Freitag erst am Nachmittag wieder auf die Maschine, sodass Andrea in Ruhe ausschlafen konnte.
Nachdem sich Andrea beim ersten Mal in Jüterbog am Handgelenk verletzt hatte, wurde in der Notaufnahme beim Röntgen nichts festgestellt, sodass es sich nur um eine Prellung gehandelt haben soll. Nach gut 6 Wochen Ruhe schien auch alles wieder in Ordnung zu sein. Daher war es überraschend, dass bereits beim Fahrtraining in Jüterbog erneut Schmerzen auftraten. Die Stadtfahrten und die spätere Klassenfahrt konnte Andrea teils nur mit Schmerzmitteln bewältigen. Auch die zugegebenermaßen kurzen Ruhephasen dazwischen halfen nicht wirklich, um das Handgelenk zur Ruhe kommen zu lassen.

Endlich Prüfung

Endlich war es soweit, unsere Prüfungstermine standen fest. Kurz vor der Prüfung hatten wir noch einmal eine Fahrstunde. Hier konnten wir mit unserem Fahrlehrer ein letztes Mal die Dinge durchgehen, wo wir uns noch nicht ganz sicher fühlten. So übten wir auf einem abgelegenen Parkplatz immer wieder die Grundfahraufgaben, wie Slalom, Ausweichhaken und Gefahrbremsung, aber vor allem den fiesen Schrittslalom.
Auch mental unterstützte uns ARLITT hervorragend. Bei netten Gesprächen vor und nach den Übungsstunden, aber auch während der Fahrt wurde uns immer wieder versucht klarzumachen, dass uns die Prüfer nicht durchfallen lassen wollen. Sie suchen nicht nach Fehlern, um uns zu ärgern. Nein, sie wollen uns liebend gerne den Führerschein überreichen. Alles was wir dafür tun müssen, ist genau so zu fahren, wie wir es zuvor gelernt und in zahlreichen Fahrstunden bereits gezeigt hatten. Trotzdem kommt eine gehörige Portion Nervosität hinzu, denn jeder Fehler wird natürlich registriert und die Grundfahraufgaben kann man nicht beliebig oft versuchen. Dennoch freuten wir uns auf die Prüfung und waren von unserem Können überzeugt.
Zufällig hatten wir dann auch noch dieselbe Prüferin. So wurden wir zum Prüftermin von der netten Stefanie Heuer von der DEKRA begrüßt und mit ein bisschen Witz und lockeren Sprüchen ging es in die Prüfung. Obligatorisch wurden die Unterlagen (Fahrlehrerlizenz, Perso u. Fahrzeugschein) überprüft und dann wurde uns bereits auf den Rücken geklopft. Nein, wir hatten noch nicht bestanden, aber ein Check der Rückenprotektoren ist Pflicht. Dann ging es an den Technikcheck. Der ist zwar nicht prüfungsrelevant, es macht aber schon einen guten Eindruck, wenn man die Fragen beantworten kann. Also sollte man schon wissen, wo man den Ölstand prüft. Was kann man alles über die Kette und die Reifen sagen?
Nach dem ganzen Vorgeplänkel ging es in die Fahrprüfung. Zunächst stand ein wenig Stadtfahrt an, denn es musste ein geeigneter Platz für die Grundfahraufgaben angesteuert werden. Dabei ist zu beachten, dass der Prüfer uns nur sieht aber nicht hört. Daher muss man z.B. an jedem Zebrastreifen immer die Bremse betätigen und sich deutlich umsehen. Ebenso sollte man rechtzeitig nachfragen, ob man links oder rechts fahren soll, wenn es geradeaus nicht weitergeht. Hierzu spielt man einfach den Wackeldackel, dann erkennt der Prüfer, dass wir den weiteren Straßenverlauf erkannt haben und gibt über den Fahrlehrer die benötigte Anweisung. Eine weitere Schwierigkeit ist der Berliner Stadtverkehr: Egal wann, egal wo, ständig gibt es neue Baustellen und Verkehrszeichen und die Markierungen sind meist erst im letzten Moment eindeutig erkennbar. Auch ist so manches Mal unklar, ob die 30 km/h jetzt nur für die Baustelle gilt oder für den weiteren Straßenverlauf, da die Schilder seltsam aufgestellt sind. Wer also in Berlin besteht, kann bestimmt überall fahren!
In einem Industriegebiet hieß es für uns dann Grundfahraufgaben zeigen. Plicht in der Klasse A sind der Schrittslalom, die Gefahrbremsung sowie der ungebremste und gebremste Ausweichhaken. Zusätzlich werden noch der normale Slalom und das Anhalten (zweimal links, zweimal rechts) abverlangt. Wichtig dabei, nur bei drei Aufgaben hat man einen zweiten Versuch. Das Motorrad darf nicht abgewürgt werden, die Hütchen müssen stehen bleiben und es darf nicht der falsche Fuß oder beide Füße auf den Boden kommen. Ein absolutes Tabu ist, die Maschine umzuwerfen, denn das zählt als Unfall und Sachbeschädigung und die Prüfung ist sofort beendet.
Hat man die Grundfahraufgaben überlebt, geht es in den zweiten Teil der Fahrpraxis. Meist darf man bei einem Stück Überland und Schnellstraße auch mal richtig Gas geben. Aber bloß nicht übertreiben. Anschließend geht es wieder durch die Stadt zum Ausgangspunkt zurück. Dort angekommen meinte unsere Prüferin, dass wir hinten raus so schlimm gefahren sind, dass sie uns jetzt unsere Führerscheine abnehmen muss. Wie bitte? Was haben wir falsch gemacht?

Dann fing sie an zu grinsen und wir begriffen, dass wir unsere Prüfungen bestanden hatten. Prüferin und Fahrlehrer gratulierten uns herzlich und wir bekamen im Gegenzug unsere vorläufigen Nachweise der Fahrerlaubnis überreicht.

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Kommentare

Ich hoffe, das Handgelenk hat sich wieder erholt. Dann fahrt Ihr halt auf einer Maschine mit Andrea als Sozia. Paypal mache ich leider nicht, aber ich nin mental bei Euch dabei. Alles Gute

Antworten  

sScherer

11. August 2025, 19:54:04

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