Von Berching bis Fürstenwalde

Würzburg

Die Tage auf dem Reiterhof sind wie im Fluge vergangen und gerne wären wir noch ein bisschen länger geblieben. Auch unsere Gastgeber hätten sich über unsere Hilfe auf dem Reiterhof und die netten Abende gefreut. Aber eine Reise ohne reisen? Das geht einfach nicht.
Also packten wir unsere sieben Sachen wieder in die Felía, füllten noch Wasser nach und brachen zu neuen Abenteuern auf.

Als nächstes Ziel hatten wir uns bereits Würzburg ausgesucht. Neben der netten Altstadt mit Dom und Neumünster gibt es die Festung Marienberg sowie die Residenz Würzburg mit Hofgarten zu bestaunen. Den Genuss-Bus konnten wir stilecht direkt vor der Residenz abstellen. An der Residenz wurden wir dann gleich freudig überrascht. In Würzburg war gerade Welterbetag. Der Eintritt in die Residenz war wegen des Anlasses kostenlos und die Residenz konnte zudem ohne Führung besichtigt werden. Unerwartet haben wir damit Geld gespart.
So wandelten wir durch die barocke Residenz und bestaunten die opulente Ausstattung. Wir konnten uns an den fantastischen Wand- und Deckengemälden kaum satt sehen und wurden schier von den Stuckverzierungen und dem Goldglanz erschlagen. Es ist wirklich ein außergewöhnliches Barockschloss und veranschaulicht einen der strahlensten Fürstenhöfe Europas, wie es in der Begründung der UNESCO heißt.
Anschließend schlenderten wir noch gemütlich durch den Hofgarten und genossen den Sonnenschein. Auch dem benachbarten Rosenbachpark statteten wir einen Besuch ab.

Nach so viel höfischem Leben zog es uns ins weltliche Würzburg. Gleich auf der anderen Straßenseite befindet sich die Altstadt. Gemütlich schlenderten wir durch die Fußgängerzone und kamen dabei auch am Dom vorbei. Wir konnten daran nicht vorbei ohne ihn zu besichtigen. Da jedoch am Abend ein Konzert stattfinden sollte, war der Dom gesperrt. Lediglich vom Eingangsbereich aus konnten wir einen Blick hineinwerfen und den Chor bei der Probe belauschen. Foto- und Videoaufnahmen waren natürlich verboten.
Gleich neben dem Dom lockte eine weitere Kirche, das Neumünster. Die Barockpfarrkirche ist überraschend modern eingerichtet und schon deshalb sehenswert. Dennoch verweilten wir hier nicht zu lang, denn wir wollten noch ein Stück weiter.

Von der Fußgängerzone aus führt die Alte Mainbrücke über den gleichnamigen Fluss. An beiden Brückenenden wird regionaler Wein angeboten, der von zahlreichen Gästen auf der Brücke genüsslich getrunken wird. Wir konnten zum Glück widerstehen. Stattdessen machten wir uns an den kräftezehrenden Aufstieg zur Festung Marienberg. Von der äußeren Burgmauer hatten wir einen beeindruckenden Blick über Würzburg. Die Festung selbst war wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten zwar geschlossen, dennoch konnten man bereits von außen die Pracht und die Macht der Festung förmlich spüren. Leider zwang uns das Wetter frühzeitig wieder in die Stadt hinabzusteigen. Gerade noch rechtzeitig schlüpften wir bei einem Bäcker rein, bevor ein ordentlicher Regenguss die Straßen leerfegte.

Als der kurze Regenschauer endlich vorbei war, beschlossen wir, zu unserem Genuss-Bus zurückzukehren und uns einen gemütlichen Schlafplatz zu suchen. Da es noch nicht allzu spät war, fiel unsere Entscheidung auf einen Platz bei unserem nächsten Ziel. Der Parkplatz am Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen schien uns besonders geeignet und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Abseits des Straßenlärms direkt am Waldrand konnten wir auf dem leeren und großen Parkplatz uns unseren Stellplatz frei auswählen.
Vor dem Abendessen unternahmen wir noch einen kurzen Spaziergang in den Ort. Dass Bad Kissingen als Bäderstadt zum Welterbe gehört, wussten wir, dass es aber eine ganze Reihe von Gebäuden gibt, die den Welterbestatus unterstreichen, war uns nicht bekannt. Zum Glück waren die Gebäude auf einem ausgeschilderten Rundweg leicht zu finden. Die Tour hoben wir uns aber für den nächsten Tag auf.

Bad Kissingen

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht starteten wir mit unserer Welterbetour. Leider kamen wir dabei nicht weit. Der Weg führte in einen schön angelegten Park, in dem wir ein Barfußlabyrinth entdeckten. Kurzentschlossen schlüpften wir aus unseren Schuhen und folgten dem verschlungenen Pfad. Dabei mussten wir so manchen fiesen Untergrund überwinden. Der Rindenmulch und die Holzbretter waren ganz nett, aber der Rollkies oder gar der Splitt waren eine echte Herausforderung. Ein Glück konnten wir im Anschluss den Füßen im kühlen, feuchten Gras ein wenig Entspannung bieten und in der morgendlichen Sonne trocknen lassen.
Da wir nun schon in dem Park waren, wollten wir einen kleinen Schlenker machen und den Pavillon der Religionen besichtigen. In einem sechseckigen Pavillon werden die fünf Hauptreligionen Buddismus, Christentum, Hinduismus, Judentum und Islam sowie die offene religionsungebundene Spiritualität vorgestellt und gleichwertig sowie informativ den Besuchern nähergebracht. Zu jeder Glaubensrichtung sind Texte aus deren heiligen Schriften sowie Aussagen hochrangiger Vertreter des Glaubens zu lesen. Uns fiel schnell auf, dass alle in etwa das Gleiche besagen und wir kamen einmal mehr zu dem Schluss, dass alle Religionen das Gleiche erreichen wollen und es nicht die eine richtige Religion gibt.
Nun sollte es aber weitergehen mit unserer Welterbetour, aber daraus wurde nichts. Wir entdeckten einen Hinweis auf eine weitere sehr interessante Tour, die Sisi-Tour. Mittels QR-Code auf Informationstafeln kann man sich akustisch durch das Leben der jungen Kaiserin und ihre wiederholten Besuche in Bad Kissingen führen lassen. Wir konnten nicht wiederstehen und folgten der Tour, die uns zunächst aus dem Park heraus und hinauf auf den Altenberg zum Sisi-Denkmal führte. Dabei lauschten wir den Erzählungen und genossen die Aussicht über den Ort. Die Tour endete dann wieder im Park, was uns die Möglichkeit gab, neben dem Rosengarten auch gleich die Altstadt mit den Fachwerkhäusern zu besichtigen und die Welterbetour fortzusetzen.

Nachdem wir wieder am Ausgangspunkt unserer Welterbetour angekommen waren und wir alles für uns Wichtige in Bad Kissingen gesehen hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Genuss-Bus. Aber nicht um weiterzufahren. Oh, nein! Wir hatten offenbar noch nicht genug Kilometer und Höhenmeter hinter uns. Wir wollten noch eine weitere Sehenswürdigkeit ansteuern, die Burgruine Botenlauben. Sie thront oberhalb des Parkplatzes. Schnaufend erreichten wir das Plateau und konnten nun zurückblicken, wo wir heute schon gewesen waren. Dann ging es mitten in die Ruine hinein. Da sie eine zeitlang als Steinbruch missbraucht wurde, stehen außer den beiden Wehrtürmen nur noch ein Mauerrest und einige Wandsockel. Dennoch ist es ein eindrucksvoller Anblick.

Erfurt

Vom beschaulichen Kurort Bad Kissingen ging es nach Erfurt. Erfurt hatten wir zwar bereits gesehen, lag nun aber gerade an unserer Route und hat seit kurzem weitere Welterbestätten hinzubekommen. Erst 2023 wurden mehrere jüdische Plätze und Bauwerke in die UNESCO aufgenommen. Dazu zählen die Alte Synagoge, das Steinhaus sowie die Mikwe.
Die Alte Synagoge ist die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Heute beherbergt es ein Museum zur jüdischen Gemeinde Erfurts im Mittelalter sowie zur Baugeschichte der Synagoge. Das Steinhaus datiert auf das 13. Jahrhundert und besticht durch seine einzigartige erhaltene Ausstattung. Das Mikwe wiederum ist ein Ritualbad und wichtiger Bestandteil einer jüdischen Gemeinde.

Quedlinburg

Nach dieser gelungenen Unterbrechung unserer Fahrt konnten wir unser eigentliches Tagesziel, Quedlinburg, anfahren. Den Nachmittag nutzten wir noch für einen Spaziergang durch die Gassen mit ihren Fachwerkhäusern und warfen einen Blick in die evangelische Marktkirche St. Benedikti. Über den Marktplatz und vorbei am Schlossberg ging es zur Basilika St. Wiperti. Eine Besichtigung war heute zwar nicht mehr möglich, machte aber Lust, dies am nächsten Tag nachzuholen.
So ging es erschöft von so viel neuen Eindrücken auf einen kleinen Parkplatz etwas außerhalb, wo wir einmal mehr einen tollen Sonnenuntergang erlebten und erholsam schlafen konnten.

Frisch gestärkt ging es erneut zur Basilika St. Wiperti. Die Wipertikirche mit ihrer über 1.000 Jahre alten Krypta ist, auch wenn sie etwas abseits liegt, einen Besuch wert. Auf dem Rückweg Richtung Altstadt wollten wir noch dem Münzenberg einen Besuch abstatten. Allerdings mussten der noch etwas warten. Obwohl wir gerade erst gefrühstückt hatten, konnten wir an den verführerischen Düften aus der Bäckerei Gelbke nicht vorbei. Wir mussten eine kurze Pause mit Kaffee und Kuchen einlegen und kauften am Ende noch etwas Wegzehrung und Nußbrot. Erst dann konnten wir zum Münzenberg hinaufsteigen und durch die malerischen Gassen schlendern. Zum Abschluss in Quedlinburg ging es auf den Schlossberg. Leider konnte das Schloss wegen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen nicht besichtigt werden, so blieb uns nur ein Blick auf die imposante Fassade.

Dessau

Von Quedlinburg ging es nun Richtung Osten nach Dessau. Auch Dessau ist bekannt für mehrere Welterbestätten. Die meisten davon kannten wir bereits, aber einige weniger bekannte fehlten noch. So passte der Besuch Dessaus bestens in unsere Routenplanung. Schon im Örtchen Musigkau steht das wenig beachtete Schloss Musigkau. Zwar war eine Besichtigung des Schlosses wegen Renovierungsarbeiten nicht möglich, dennoch war das Rokoko-Schloss schon von außen sehr sehenswert. So begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch die Gartenanlage, bevor es weiter nach Dessau ging.
In Dessau selbst wollten wir uns die Wohngebäude in der Peterholzstraße und Mittelbreite ansehen. Dies sind typische Vertreter der Bauhauszeit und werden bis heute fast unverändert genutzt. Vor Ort wurden wir von einem älteren Bewohner angesprochen. Er konnte uns viel über die Gebäude berichten. So erfuhren wir, wo früher die Kohlen gelagert waren und dass jede Familie einen Gartenanteil hatte. Auch die Grundrisse der Wohnungen sind weitgehend unverändert. Aber es wurde Zentralheizung nachgerüstet und der Hauszugang etwas verändert. Die Gartenanteile gibt es heute nicht mehr. Auch das Waschhaus wird inzwischen anderweitig genutzt. Dafür hat jedes Haus einen großen Gemeinschaftsgarten. So erhielten wir einen viel tieferen Einblick als wir es je für möglich gehalten hätten. Vielen Dank dafür.

Lübbenau

Da Dessau lediglich geschickt in die Route eingebaut werden konnte, wollten wir dort nicht länger verweilen. Stattdessen ging es noch weiter nach Lübbenau in den Spreewald. Hier lockten eine prächtige Natur und die lokale Kultur der Sorben. In Lehde besuchten wir daher ein Freilichtmuseum mit original erhaltenen Häusern und Scheunen, wo uns das Leben von damals anschaulich erklärt wurde. Ein kurzer Film brachte uns die Sagen etwas näher und an mehreren Stationen konnte man Holzpantoffeln, Kinderspielzeug von damals und die frühere Waschmaschine einmal selbst ausprobieren.
Bevor wir uns einen Schlafplatz suchten, erkundigten wir uns noch nach einer Kahnfahrt für den kommenden Tag und versorgten uns mit originalen Senfgurken aus dem Spreewald.

Endlich ein Seetag!!!
So nennen wir es, wenn wir mal die Seele baumeln lassen und ganz entspannt durch den Tag kommen wollen („à la Kreuzfahrt“).
Daher starteten wir mit einem leckeren Frühstück beim Bäcker, bevor gegen halb elf eine etwa 5-stündige Kahnfahrt nach Wotschofska startete. Gemächlich gleitete der Kahn die Spreearme entlang vorbei an malerischen Häuschen und durch grüne Wälder. Der Fährmann erklärte uns viel über die Kultur der Sorben und das spezielle Leben im Spreewald.
In Wotschofska wurde Rast gemacht und wir probierten Gurkensuppe aus Senfgurken und ein Potsdamer, ein Biermixgetränk aus Pilsener und Himbeerlimonade. Nach dieser Stärkung und einem kräftigen Regenschauer ging es weiter durch den Spreewald. Das Leben im Spreewald hängt eng mit dem Wasser zusammen. Viele der Anwesen sind ausschließlich auf dem Wasserweg erreichbar. So müssen Waren, Baustoffe und Baugeräte mit den Kähnen transportiert werden. Auch Vieh wird noch heute traditionell mit dem Kahn auf die Weide gebracht. Und da Motorantrieb nur mit Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden darf, passiert das alles ganz langsam und mit Muskelkraft. Selbst die Schleusen werden von Hand bedient. Da die zahlreichen Spreearme und -kanäle somit die Straße im Spreewald ersetzen, war es nicht verwunderlich, dass an den Kreuzungen Straßenschilder standen. Aber ein Ortsschild war dann doch recht skurril. Durfte ab dort nur noch 50 gefahren werden?
Auf der Rückfahrt machte der Fährmann zum Kaffee an einer kleinen Gaststätte Halt. Und was passt besser zum Kaffee im Spreewald als Plinse. Plinse sind Eierkuchen aus Hefeteig und werden mit verschiedenem Obstkompott, Eis und Sahne serviert. Wir entschieden uns für die traditionellste Art mit Apfelmus. Was ein Genuss.
Zurück am Hafen versorgten wir uns noch einmal mit spreewälder Leckereien und fuhren dann weiter nach Fürstenwalde. Hier stehen Lernen für den Motorradführerschein, Bauen sowie Reparaturen am Bulli und Lackieren des Bullis an. Daher werden wir den nächsten Beitrag erst etwas später verfassen.

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