Kurztrip mit neuem Lack
Über das verlängerte Wochenende mit dem Oktoberfeiertag entschieden wir uns, einen Kurztrip zu unternehmen.
Dies war der erste (Kurz-)Ausflug mit unserer Felía, seit sie in neuem Farbglanz erstrahlt.
Wir wollten uns, nachdem wir bereits zwei mal in und um Jüterbog unterwegs waren wegen des Motorradführerscheins, endlich mal diese Ecke genauer anschauen.
Freitag, 03. Oktober
Kloster Zinna
Also brachen wir am Freitag auf, um erst mal in
Kloster Zinna das dortige gleichnamige Kloster
anzuschauen. Anders als zuvor telefonisch mitgeteilt, war eine Besichtigung des Klosters inkl. Museum leider nicht möglich,
da die zuletzt durchgeführten Baumaßnahmen noch nicht abgenommen waren. Somit blieb uns nur die Destillerie und die
zugehörige Kirche anzuschauen.
Im Eintrittspreis zum Destillerie-Museum war eine Verkostung des dortigen Klosterschnapses „Zinnaer Klosterbruder“
inklusive. Dieser Kräuterlikör wird aus verschiedenen sorgfältig ausgewählten Kräutern und Gewürzen
gebrannt, sodass er in dieser Zusammenstellung was mildes und fast weihnachtliches erhält.
Die Auswahl der Kräuter, Gewürzen und getrockneten Früchte wie Orangenschale usw. wurde uns zum Schnuppern in
einem Einweckglas unter die Nase gehalten: boah, roch das lecker! Hiermit hätte man sicherlich auch einen tollen winterlichen
Adventstee draus brühen können.
Dann durften wir endlich von dem Likör probieren. Und wie sollte es anders sein: Uns schmeckte das Gebräu sehr gut und
damit deutlich besser und lieblicher als manch anderer Kräuterschnaps.
Wir entschieden uns jedoch dagegen, eine Flasche des Gesöffs mitzunehmen. Wann hätten wir die denn zu zweit leeren
sollen?
Interessanterweise wurde der Schnaps erst nach dem eigentlichen Klosterbetrieb von einem Schankwirt „entwickelt“.
Nichtsdestotrotz wurde die Kräutermischung bereits während des Klosterbetriebs entwickelt und zu Heilzwecken verwendet.
Viele der Kräuter stammten aus dem Klostergarten. Einige exotischere Zutaten wurden auf Reisen des Abtes gesammelt. Dieser
reiste regelmäßig nach Frankreich, Italien und in die nordischen Länder.
Zudem erzählte uns der Herr an der Kasse viel über das damalige Klosterleben im Kloster Zinna, sodass wir sehr lebendig
vor Augen hatten, wie es zu der Zeit wohl gewesen sein mag.
Danach steuerten wir die anliegende Kirche an, bei der ebenfalls eine ehrenamtliche Dame viel über den Bau der Kirche zu
berichten wusste.
Interessanterweise gibt es hier noch ein Seitenschiff, das aus Korbgeflecht und Gips gebaut wurde. Somit muss die Kirche
höllisch aufpassen, dass es weder zu feucht und kalt in der Kirche wird noch zu heiß, um die Konstruktion nicht zu
zerstören. Außerdem erhielten wir eine nicht alltägliche private Führung am Altar. Hier zeigte uns die Dame
eine Holzschnitzerei, die eine Tür flankiert von zwei Engeln darstellt. Wenn man unter die Füße des rechten Engels
schaut, entdeckt man dort ein Gesicht. Dies soll die Fratze des Teufels darstellen. Das Kunstwerk soll symbolisieren, dass das
Böse in dieser Kirche keine Chance hat, da es von Engeln mit Füßen getreten wird.
Auch gibt es am Altar schöne Malereien, die recht modern anmuten, jedoch einfach auf die Kirchfassade angebracht wurden.
Die Wandbemalung wurde von einer Adelsfamilie in Auftrag gegeben. Dabei wurden vermutlich alte Fresken aus der Mönchszeit übermalt.
Selbst mit modernsten Verfahren hatte Kloster Zinna bisher nicht wirklich die Chance, dies zu überprüfen. Da die Nachfahren der
Adelsfamilie bis heute das Abtragen der Bemalung untersagen, ist eine Rekonstruktion der originalen Fresken bisher nicht erfolgt.
Jüterbog
Weiter ging es nach Jüterbog selbst. Das Örtchen kannten wir bereits aus der Zeit als wir den Intensivkurs zum
Motorradführerschein gemacht haben. Damals hatten wir keine Möglichkeit, den Ort zu erkunden.
Bei Ankunft fanden wir ein kleines Oktoberfest auf dem Rathausplatz vor. Leider war zur Mittagszeit dort im Festzelt noch nicht
so viel los, daher schlenderten wir einfach so über den Platz an den Buden vorbei und konnten uns nur schwer verkneifen, von
den Leckereien zu probieren. Stattdessen bogen wir um die Ecke in ein zünftiges Lokal, von dessen Wirt es heißt, dass
er den Teufel und den Tod ausgetrickst hätte. Hier ließen wir uns zu zweit eine halbe Ente schmecken, was selbst
für uns beide eine ordentliche Portion war.
Aber unser eigentliches Ziel war die Kirche St. Nikolai, die wir besichtigen wollten. Vor allem wollten wir die Kirchtürme
erklimmen, die in schwindelerregender Höhe durch eine schmale Brücke verbunden sind. Von dort aus bot sich uns ein
wunderschöner Blick über das Umland und über die ehemalige Stadtmauer und Stadttürmen von Jüterbog.
Anschließend schlenderten wir noch ein wenig durch die Gassen mit zahlreichen Fachwerkhäusern und zu einem netten
Stadttor.
Wanderdüne
Danach wollten wir noch zur größten Wanderdüne in Brandenburg auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe.
Nachdem uns das Navi erst veräppelt hatte und uns wohin schickte, von wo wir jedoch nicht hatten weiterfahren können,
mussten wir wieder ein ganzes Stück zurückfahren, um einen kleinen Parkplatz anzufahren.
Von dort ging es über ein ehemaliges Militärgelände (mit ausreichend Warnhinweisschildern, man soll sich nicht zu
weit von den Wegen entfernen wegen übriggebliebener Blindgänger) zu der schönen Sanddüne, die wir besteigen
wollten.
Der Oktober zeigte sich dabei von seiner besten Seite und verwöhnte uns mit warmen Sonnenstrahlen. Schnell mussten wir mit
Bedauern feststellen, dass wir kein Körbchen dabei hatten, um in die Pilze zu gehen. Hier hätte man zahlreiche Exemplare,
wenn man sich denn auskennt, sammeln können. Andrea war etwas traurig, dass sie sich damit so gar nicht auskennt und Frank
meinte, dass er nur die mit Schwamm, nicht jedoch die mit den Lamellen, mitnehmen würde, da er sich bei Lamellenpilzen nicht
auskennt.
Wir hatten jedoch für den Kurzausflug im Bulli nicht die Kochausstattung und kein Bratöl dabei, sodass wir es dabei
beließen, die herrlichen Naturgeschöpfe zu bewundern.
Der Weg führt zunächst zu einem ehemaligen Bunker „Wurzerberg“, der einem einen schönen Ausblick auf die
Sanddüne bietet.
Genau dort wollten wir hin, also los, mitten im Nirgendwo in „die Wüste“ hinein.
Witzig: Mitten in der Landschaft erhebt sich plötzlich ein riesige Dühne, sodass man weit und breit drum herum nur Sand
sieht und denken könnte, man wäre wirklich irgendwo in der Wüste.
Auf dem Rückweg zum Auto trafen wir auf einen Pilzsammler, der eine tolle Ausbeute hatte. Er hatte seinen großen Korb
randvoll mit Pfifferlinge (die hatten wir nirgends gesehen) im Gepäck, aber auch einige Rotkappen, die wir überall sahen.
Und er fand sogar ein paar Steinpilze. Er meinte auch noch, dass es dieses Mal eher wenig Pfifferlinge gewesen seien und daher
hätte er eben noch die anderen Pilze mitgenommen. Etwas neidisch (auch wegen seines Pilzwissens) sahen wir ihm nach, als er
weiterzog.
Bad Belzig
Jetzt ging es aber für uns weiter nach Treuenbritzen. Hier wollten wir nur einen kleinen Zwischenstopp einlegen, da wir nicht
recht wussten, ob sich der Besuch dort überhaupt lohnen würde. Das kleine Dörfchen hatte zwar ein paar nette
Häuschen, auch mit Fachwerk, doch lange hielten wir uns dann hier doch nicht auf. Dafür ist wohl Bad Belzig sehenswerter.
Und so war es dann auch.
Hier fanden wir eine nette Altstadt, mit noch mehr schönen Fachwerkhäuschen. Wegen der fortgeschrittenen Stunde trieb uns
aber der Hunger zu einem Restaurant, was interessant klang: Nepalesisch. Da wir beide bisher noch nie in Nepal waren und wir auch
bisher noch nie ein solches Restaurant irgendwo gesehen haben (selbst in großen Städten — aber wir hatten auch noch nie
explizit danach gesucht), war klar, dass wir dort essen wollten.
Jedoch waren wir, als wir am Tisch saßen und in die Karte schauten, verwundert. Der Inhalt der Karte war voller chinesischer
Gerichte. Oh, das Inventar und die Einrichtung des Restaurants sahen auch eher chinesisch aus. Deswegen die Winkekatzen überall
und die typischen roten Lampions.
Andrea fragte bei der Bedienung, dass wir eigentlich draußen vor der Terrasse und Treppe eine andere Karte gelesen haben, ob
sich denn die Karte geändert hätte.
Nein, das ist ein anderes Lokal. Da müssten wir wieder nach draußen gehen und dann aber nach links um die Ecke.
Ok, also schauten wir vor der Terrasse erneut, ob wir um die Ecke gehen könnten, was jedoch nicht der Fall war. Aber es gab
eine andere Eingangstür gegenüber des Chinarestaurants, auf dem Café steht. Als wir dort genauer hineinlugten,
sahen wir auch die typischen nepalesischen bunten Fähnchen als Schmuck an den Decken und Wänden. Hier waren wir offenbar
richtig.
Das Essen war sensationell lecker und hat Einflüsse, die wir von einem indischen Restaurant kennen. Wir waren begeistert. Und
es war zudem so reichlich, dass wir uns den Rest einpacken ließen. So hatten wir für einen anderen Tag gleich noch einen
kleinen Mittagsimbiss.
Todmüde fuhren wir satt zu einem wunderschönen Stellplatz, von wo eine Wanderroute startet. Dort gibt es zwei Garnituren hölzernen Sitzbänken mit Tischen zum Picknicken.
Samstag, 04. Oktober
Am nächsten Morgen wachten wir kurz vor Sonnenaufgang auf. Am Horizont glühte ein farbenfrohes Morgenrot. Wenig später konnten wir uns an einem wunderschönen vollständigen Regenbogen erfreuen.
Jetzt ging es wieder nach Bad Belzig in die Stadt. Hier wollten wir nach Frühstück Ausschau halten.
Leider waren alle Internetvorschläge die wir fanden, wegen dem Feiertagswochenende nicht offen.
Also liefen wir durch das Städtchen und wollten zum Kurpark. Der war aber leider mit einem Bauzaun versperrt. Auf dem
Rückweg schlenderten wir durch die Gassen und landeten dann über Umwegen, was wir gar nicht auf dem Schirm hatten, bei
der Burg Eisenhardt. Diese war sehr schön, hatte einen netten Innenhof mit Brunnen und einem Burgturm. Mitten auf dem Burghof
stießen wir auf ein Häuschen mit Bestuhlung und einem Schild davor. Das Schild verriet, dass es hier jeden Samstag und
Sonntag Frühstück ab 9 Uhr geben soll.
Wir waren noch etwas früh dran, also sahen wir uns in der Burg noch etwas um und liefen entlang der Burgmauer zu
Überresten von mehreren Wachtürmen, um dann noch einmal zurückzukehren, um zu frühstücken. Doch irgendwie
schien die Werbung nicht zu stimmen, denn auch hier war es wohl dem Feiertag geschuldet, dass man sich an die Angaben nicht hielt.
Wie schade!
Magdeburg
So fuhren wir jetzt weiter nach Magdeburg, unserem eigentlichen Ziel. Denn hier wollten wir am Abend zu Andreas Geburtstag
schön essen gehen. Doch zuvor hieß es endlich frühstücken bei einem Bäcker und natürlich einen
Kaffee dazu.
Gestärkt ging es auf Entdeckungstour durch Magdeburg. Ein erstes Highlight liegt gleich um die Ecke. Das größte und
leider auch letzte von Friedensreich Hundertwasser entworfene Bauwerk. Auf einer Grundfläche von mehr als 5.000 m²
entstand ein Gebäude mit zwei Innenhöfen, welches heute Ladengeschäfte, Cafés, Restaurants, Büros, ein
Hotel und Wohnungen beherbergt. Das Gebäude ersetzte einen alten Plattenbau aus Ostzeiten und ist heute ein echter Hingucker
oder wie man neudeutsch sagt „Eyecatcher“.
Im Hundertwasserhaus werden Führungen inkl. der Besichtigung einer Musterwohnung angeboten. Dies fanden wir sehr spannend und
wollten unbedingt an einer solchen Führung teilnehmen. Leider war für Samstag alles ausgebucht. Wir konnten jedoch
für Sonntag zwei Plätze für uns reservieren. Dies traf sich gut, denn das nette angrenzende Café wirbt mit
Frühstück ab 9:00 Uhr, sodass wir auch dort gleich einen Tisch reservierten.
Nachdem wir das Hunderwasserhaus umrundet hatten, standen wir bereits vis-à-vis zur Klosterkirche St. Marien mit dem
angeschlossenen Kloster Unser Lieben Frauen, welches heute ein Kunstmuseum ist. Hier wollten wir eigentlich rechts in Richtung Dom
abbiegen, allerdings versperrte uns eine Absperrung den Weg. Offenbar fand hier ein Mittelalterfest statt. Aber wo war der Eingang?
Wir vermuteten ihn hinter dem Kloster und umrundeten dieses daher. Leider ging es auch dort nicht weiter, sodass wir bis zur Elbe
hinab liefen und dort dann an der Absperrung entlanggingen, um einen Zugang zu finden. Leider fanden wir nur einen Notausgang, wo
zu unserem Glück Security standen. Endlich erhielten wir die ersehnte, wenn auch ernüchternde Auskunft: Der einzige Zugang
zum Fest befindet sich auf dem Dom-Platz. Wären wir doch bloß andersherum gelaufen. Aber wenn wir schon mal hier sind,
können wir auch gleich entlang der alten Stadtmauer weitergehen und das Festgelände gänzlich umrunden und dann von
der anderen Seite zum Dom gelangen. Dies gab uns die Möglichkeit, den Dom auch aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Wir entschieden uns, zunächst den Dom zu besichtigen und erst im Anschluss auf das Fest zu gehen. Der Dom war von innen, wie so
viele Kirchen in den neuen Bundesländern, eher schlicht ausgestattet. Dennoch lohnt es sich, einen Blick ins Innere und auf die
Orgel zu werfen. Ob sich der Preis von 2,00 € fürs Fotografieren lohnt, darf jeder gerne selbst entscheiden.
Wenn es schon ein Fest gibt, dann wollen wir uns das auch ansehen. Zum 15. Mal lud die Stadt Magdeburg zum König-Otto-Fest ein.
Auf dem Dom-Platz, dem Platz hinter dem Kloster, auf der Wiese an der Fürstenwallstraße, der Stadtmauer und im Garten der
Möllenvogtei fanden sich zahlreiche Stände mit handwerlichen Waren, leckerem Essen und Bühnen auf denen wechselnde
mittelalterliche Darbietungen stattfanden. Trotz leichtem Nieselregens schlenderten wir über das riesige Festgelände und
wohnten einer witzigen Rittershow bei.
Bei einem Stand blieben wir stehen und mussten anfangen zu lachen. Neben Met in allen möglichen Varianten und weiteren
Schnäpsen, gab es dort den „Doppelten Uwe“. Der musste natürlich zu Ehren von Andreas Geburtstag und zum
Andenken an ihren verstorbenen Mann getrunken werden. Ihn hätte das ebenfalls zum Lachen gebracht und veranlasst, das
zusammengemixte Hochprozentige zu probieren. Dieser Doppelte Uwe bestand aus einem Kräuterschnaps und einem Rum. Beide
mussten wohl sehr lecker in ihrer Einzelform gewesen sein, denn zusammen schmeckte das Getränk sau lecker.
Witzig fanden wir auch die Idee eines kleinen Kinderkarussells und eines kleinen Kettenkarussells, die von Hand angetrieben wurden.
Da unter den Sitzen des Kettenkarussels Besen angebracht waren, sah es aus, als würden viele kleine Hexen in der Luft fliegen.
Bei einem Stand blieben wir ebenfalls stehen. Hier bot ein Verkäufer seine Brettspiele an. Die Spielbretter waren jedoch durch
Lederstücken ersetzt worden, welche gleichzeitig als Verpackung dienen. Und die klassischen Spielsteine wurden durch farbige
Schmucksteine ersetzt. Zudem gab es nicht nur die Spiele, die man kennt, wie Mensch ärgere dich nicht, Schach, Mühle und
Backgammon, sondern noch viele weitere Spiele, die es wohl damals im Mittelalter oder irgendwo anders auf der Welt gab und man hier
nicht kennt.
An einem nahegelegenen Platz wurden dafür auch zwei Holztische aufgebaut, auf den jeweils zwei dieser nicht bekannten
Brettspiele eingebrannt waren und die Spieleanleitung beilag. Dies war die Gelegenheit, sich die Spiele mal genauer anzusehen, um
zu überdenken, welches man denn interessant fände, käuflich zu erwerben. Denn die Spielfeldgröße und die
Spielsteine dazu waren übersichtlich, sodass man sich durchaus so ein Spiel für die Reise gönnen könnte. Und
irgendwann wird es sicherlich mal einen Regentag geben, bei dem wir in der Felía verweilen werden. Wir haben zwar bereits
ein kleines Repertoire an Karten und anderen Spielen dabei, doch das noch nicht Bekannte und Neue reizte uns.
Später blieben wir tatsächlich bei dem Standbesitzer stehen und unterhielten uns lange mit ihm. Er erzählte von
seinen weiteren Besuchen auf anderen Mittelalterfesten und kennt daher so einige schöne Städte in Deutschland. Aber er
erzählte auch von seiner Reise nach Indien, wo ihm irgendwann das Geld ausging und er dann begann für Essen und eine
Unterkunft jemanden seine Ziegen und Schafe zu hüten.
Das ist genau das, wie wir uns das vorgestellt hatten, dass wir ähnliches machen würden, um unsere Reisezeit zu
verlängern. So hatten wir unverhofft einen tollen Gesprächspartner gefunden und wir berichteten im Gegenzug davon, was
wir gerade machen und noch vorhaben.
Das Gespräch mit uns fand der Standbesitzer anscheinend auch sehr interessant, sodass er spontan entschied, uns noch ein
weiteres Spiel zu schenken. Wir durften wieder die Farbe des Leders und der Spielsteine aussuchen und er verpackte alles als
kleines Beutelchen.
So hatten wir, ohne dass der Besitzer von Andreas Geburtstag erfahren hatte, ein Geburtstagsgeschenk erhalten 😉.
Wer nun auch Interesse an derartigen Spielen hat, und nicht extra einen Mittelaltermarkt aufsuchen will oder kann, findet das
komplette Sortiment auch im Internet unter
www.historische-brettspiele.de.
Wegen des tollen Festes hätten wir beinahe vergessen, dass wir uns eigentlich noch andere Sachen in Magdeburg ansehen wollten.
Da wir mit den Bändchen später wieder auf das Festgelände durften, machten wir uns auf den Weg zum Elbauenpark.
Inmitten dieser Parkanlage erhebt sich der Jahrtausendturm. Am Eingang wurden wir jedoch darauf hingewiesen, dass der letzte
Einlass dort in ca. 25 Minuten sei und der Turm um 17 Uhr gänzlich schließen würde. Leider nicht genug Zeit um
ihn zu besichtigen. Außerdem hätten wir dann das Schmetterlingshaus nicht mehr besuchen können. Was soll´s,
dann eben Morgen. Leider nein! Wegen eines Marathons und eines Fußballspiels blieb der Park am Sonntag komplett geschlossen.
Wie schade.
Aber vielleicht ergibt sich ein anderes Mal die Gelegenheit, die Einrichtungen zu besuchen. Aber nur noch bis Ende Oktober, dann
geht es in die Winterpause.
Am Abend sollte Andrea wegen ihres Geburtstags so richtig hochgelebt werden. Wir suchten uns ein Restaurant etwas weiter
außerhalb aus, was über Google gelobt und im Michelin Guide geführt wird. Auch im Vergleich mit anderen Restaurants
fanden wir das angebotene Menü spannend.
Der Abend wurde sehr, sehr lecker. Nur, um mal ein kleines Gefühl dafür zu erhalten, was es als Dreigang-Menü gab:
Wir bekamen als Gruß des Hauses schmackhaftes Tartar mit schaumig geschlagener Nussbutter und kleinem Brötchen,
ließen uns eine Dreierlei-Vorspeise schmecken, verköstigten vorzüglichen Zander bzw. megazarten Rehkitzrücken.
Sensationell! Als Nachtisch gab es eine fruchtige Maracuja-Tarte, ein Sorbet an scharfer Ananas mit Sahne und ein kleines
Knusperchen.
Wir denken, dass man sich das durchaus mal gönnen kann und darf, wenn man die Welt genießen will. Da gehört die
Kulinarik natürlich ebenfalls dazu. Klar ist uns auch, dass man das nicht alle Tage machen kann. Aber das wird auch nicht so
schnell passieren, da andere Kostenpunkte, und sei es nur das Benzin, ebenfalls ordentlich zu Buche schlagen und schnell teuer
werden können.
Am Ende können wir das Landhaus Hadrys wegen seines
Ambientes und der fantastischen Küche wärmstens weiterempfehlen.
Dank der Eintrittsbändchen war es uns möglich, am gleichen Tag immer wieder auf das Festgelände zu gelangen. Dies
nutzten wir nach dem Abendessen, um die Stimmung des Festes in der Nacht zu erfahren.
Tatsächlich fanden wir noch ein paar Ecken, z.B. entlang der Stadtmauern, die wir noch nicht gesehen hatten. Hier gab es u.a.
die Möglichkeit, Armbrust zu schießen oder eine ganze Burg mit Katapulten anzugreifen. Die Gerüche und Düfte
der Essensstände hätten uns echt dazu veranlassen können, uns durch das Sortiment an Wildgulasch, Spanferkel,
Schweinshaxen mit Sauerkraut oder Crêpes, Waffeln, gebrannten Mandeln und vielem mehr zu schlemmen. Aber nach dem üppigen
Abendessen, keine Chance.
An der Wiese, auf der es am Tag noch die Ritterspiele gab, gab es jetzt noch eine Feuershow mit zwei Damen, die Feuer schluckten,
Feuertänze vollzogen und am Reifen ihre Trapezkünste präsentierten. Wir hatten bereits schon viele verschiedene
dieser Shows gesehen, doch die beiden hatten tatsächlich noch ein paar Kunststücke drauf, die wir bisher noch nicht
kannten.
Richtung Ausgang bekam Andrea bei einem Stand dann doch Lust auf ein Betthupferl in Form von Zuckerwatte (wie viele Jahre hatte sie
die nicht mehr probiert?) und Frank gönnte sich noch ein paar Quarkbällchen. Mmmhhh - jetzt aber vollgefressen ab ins Bett.
Wir suchten unseren Schlafplatz auf, der am Ufer der Ehle, einem Seitenarm der Elbe, lag. Hier war es recht ruhig, außer, dass man ab und zu mal den in der Nähe vorbeifahrenden Zug oder die Autos von der Straße hörte. Aber das störte uns nicht im Geringsten und wir haben dort gut geschlafen.
Sonntag, 05. Oktober
Nach einer angenehmen Nacht ging es am nächsten Tag erneut zum Hundertwasserhaus, um zunächst zu frühstücken.
Wir waren wohl nicht die einzigen, die einen Tisch reserviert hatten, denn schon bald füllte sich der Raum und die Bedienungen
vom Café „Alt Magdeburg“ hatten gut
zu tun.
Danach schauten wir zum Trainieren im Kieser-Studio Magdeburg vorbei, um danach die Kraft zu haben, die Türme des
Hundertwasserhauses im Rahmen der Führung besteigen zu können.
Friedensreich Hundertwasser hatte den Abschluss des Baus seines Werkes in Magdeburg nicht mehr erlebt, da er während seiner
Anreise dorthin verstorben ist.
Aber das Gebäude ist definitiv eine tolle Sehenswürdigkeit der Stadt, die sie zudem sehr aufwertet. Im Rahmen der
Führung erhielten wir viele spannende Infos zum Gebäude und zu den Ideen, die hinter der ungewöhnlichen Struktur
der Hundertwasserwerke stehen. Z.B. gibt es das sogenannte Fensterrecht. Jedem Bewohner steht das Recht zu, den Bereich um seine
Fenster, den er ohne Hilfsmittel erreichen kann, selbst zu gestalten. Hiervon haben überraschenderweise an der
„Grünen Zitadelle“ bislang nur zwei Bewohner Gebrauch gemacht. Ebenso wurde den Handwerkern beim Bau sehr viele
Freiheiten zur Gestaltung gelassen. So ergab es sich, dass man an der Fassade den Namen Hunderwasser anbrachte. Offenbar gefiel das
einem der Bauleiter nicht und das „H“ wurde wieder entfernt. Nun ist an der Fassade nur noch „UNDERTWASSER“
zu lesen.
Von einer Musterwohnung aus ging es im Rahmen der Führung über eine außengelegene Wendeltreppe auf eine der
Dachterrassen (trotz Höhenangst hat Frank die Herausforderung gemeistert!!!). Der fulminante Ausblick über die Stadt und
auf die Kirchen und den Dom ist echt überwältigend.
Danach ging es für uns zu den
Gruson-Gewächshäuser. Die Gruson-Gewächshäuser sind ein tropisch-botanischer Garten, der das botanische
Erbe des Magdeburger Industriellen und Pflanzensammlers Hermann Gruson (1821-1895) bewahrt und fortführt.
Eine Besichtigung ist lohnenswert, denn hier finden sich eine Vielzahl von Pflanzen, die sonst eigentlich in anderen
Breitengraden und Klimazonen der Welt beheimat sind. In schönen Gewächshäusern, die entsprechend unterschiedlich
belüftet und/oder befeuchtet sind, kann man hier die Pflanzenwelt erkunden und bestaunen. Von Riesenseerosen aus
dem brasilianischen Amazonasgebiet über Palmen und Sukkulenten, die eigentlich in Afrika wachsen bis zu Orchideen und
verschiedenste fleischfressenden Pflanzen oder die Kräuterwelt Deutschlands: Hier gab es, was die unterschiedlichsten Arten
an Pflanzen angeht, alles, was das Herz begehrt.
Spannend war es natürlich, immer wieder festzustellen, dass wir selbst so manche Pflanzen in Natura vor Ort auf der Welt
bereits gesehen hatten und uns darüber austauschen konnten, ob dem Anderen diese Pflanze denn auch bereits aufgefallen ist.
Brandenburg
Etwas kaputt von den unterschiedlichsten Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten, die wir innerhalb kürzester Zeit
„durchwandert“ sind, fuhren wir wieder Richtung Osten zurück und legten in der Stadt Brandenburg einen
Zwischenstopp ein. Hier waren wir zwar für die Dombesichtigung von innen etwas zu spät dran, doch die Altstadt konnten
wir auch ohne Öffnungszeiten besichtigen.
Wir fanden im Rathaus den Ratskeller, in dem wir ein kleines Abendessen einnehmen konnten. Frank liebäugelte eigentlich mit
einem Salat, den jedoch dann Andrea verspeiste, denn er entschied sich dann kurzerhand für das Ossi-Jägerschnitzel, das
er schon lange nicht mehr gegessen hatte und freute sich darüber. Zwar kam das Jägerschnittel mit Tomaten-Sahne-Sauce
statt der klassischen Tomatensauce und statt der Makkaroni gab es Bandnudel, aber lecker war es trotzdem.
Danach ging es wieder nach Fürstenwalde zurück, wo wir zwar müde und erschöpft von den vielen spannenden Erlebnissen, aber zufrieden ins Bett schlüpften.
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